Private STADTPOST in Nürnberg im 19. Jahrhundert und in der Moderne

Bis zum 31. März 1900 gab es im damaligen Deutschen Reich - wie auch in Nürnberg - private Stadtpost-Anstalten. Bereits im Oktober 1886 beabsichtigte der Kaufmann Franz Löffelbein, im Hause Obere Wörthstr. 10 eine private Stadtpostanstalt zu errichten, was aber nicht verwirklicht wurde. 1895 beantragte die Fa. W. Böttcher & Co. die Erlaubnis zur Errichtung einer privaten Courier Stadtpost, die am 29. November 1895 genehmigt wurde. Die Firma unterhielt unter dem Firmennamen „Courier Privat-Stadtpost Böttcher & Co.“ in mehreren Städten in Deutschland Privatpostanstalten.

Der Postdienst in Nürnberg wurde am 1.12.1895 im Firmensitz Karolinenstr. 31 aufgenommen. Es sind einige Listen mit den Standorten von Briefkästen nach Wachbezirken bekannt (Stadtarchiv Nürnberg C 7/I Nr. 18100, Blatt 45-57). Über die Erweiterung des Stadtgebietes und entsprechende Aktivitäten der Stadtpost findet sich jedoch kein Hinweis.

Das Porto für eine Postkarte lag bei 1 ½ Pfennig, für einen sog. Kartenbrief 2 Pfennige – bei der Staatspost waren es für Postkarten 3 Pfennig, für Kartenbriefe 3 oder sogar 5 Pfennige. Anhand einer Portotabelle gehen die Tarife für die Stadtgebiete von Nürnberg und Fürth als 1. Portostufe und die Tarife für die Vororte als 2. Portostufe hervor.

Am 23. Juli 1896 nahm als weitere Privatpost-Anstalt hier vor Ort die „Nürnberg-Fürther-Packetfahrt-Ges.“ ihren Dienst auf. Der königliche Rittmeister D. Suttner war der Betreiber und ihr Geschäftsfeld waren Packet- und Gepäcktransporte. Nach dem Tod von Suttner im April 1898 übernahm Theodor Moralt die Geschäftsleitung. Dieser Postdienst gab vier Postwertzeichen heraus: 5 Pfennig in grün, 10 Pfennig in rot, 20 Pfennig in blau und 40 Pfennig in braun. Die Geschäftslokalitäten waren zuerst am Marienplatz 8 und ab August 1898 in der Mittleren Kanalstr. 9. Laut eines Vermerks im April 1900 stellte die Nürnberg-Fürther-Packetfahrt.Gesellschaft am 31. Dezember 1899 ihren Dienst ein.

Das Reichsgesetz vom 20. Dezember 1899 bestimmte die Auflösung privater Postanstalten bis zum 1. April 1900. Dieses Gesetz führte das Monopol der Staatspost ein, nur Pakete über 2 kg durften noch von privaten Zustelldiensten befördert werden. Zugleich wurde das Porto für die sog. innerörtliche Post ab dem 1. Januar 1900 auf 2 Pfennig gesenkt. Am Abend des 5. April 1900 wurde der Dienst der Courier-Privatpost endgültig niedergelegt (Stadtarchiv Nürnberg C 7/I Nr. 18100, Bl. 186). Die am 1. April 1900 ungültig geworden Wertzeichen konnten 8 Tage lang an den Betreiber der Privatpost gegen Erstattung zurückgegeben werden. Ein Teil des Personals wurde von der Staatspost übernommen.

Erst mit der Privatisierung der Post begannen private Postdienste wieder in Erscheinung zu treten. Sie gaben häufig auch Postwertzeichen heraus, meist jedoch weniger für Ihren eigentlichen Zweck - sondern für Sammler. Diese privaten Einrichtungen waren oft nur kurzlebig. Als Beispiel sei hier die Privatpost der Nürnberger Nachrichten, der PZD, genannt, von dem hier zwei Marken mit Nürnberg-Motiven aus der Zeit um 2007 zu sehen sind. Ebenfalls zu sehen ist eine Marke der Privatpost „Brief 24“ mit einem schönen Motiv im Vordergrund die Burg, im Hintergrund der Businesstower der Nürnberger Versicherungen. Durch den Niedergang der Philatelie erlahmten auch diese Aktivitäten.

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