Jüdische Nürnberger Biografien: Kurt Triest (1907 - 1985), Grafiker und Fotograf

Kurt Triest wurde am 9. Juni 1907 in Nürnberg als Sohn des Kaufmanns Josef Triest geboren, der 1906 von Bamberg zugezogen war und Selma Steinacher geheiratet hatte. Der einzige Sohn besuchte die Handelsschule für Knaben (heute Johannes-Scharrer-Gymnasium) und absolvierte wohl in Nürnberg eine Ausbildung als Fotograf und Grafiker. Seit Dezember 1930 lebte und arbeitete er zunächst in Frankfurt a.M., später in Berlin, und kehrte im April 1932 zu seinen Eltern in die Zeltnerstraße 25 zurück.

Selbstportrait Kurt Triest, nach 1933 (Stadtarchiv Nürnberg A 72 Nr. 28/21)

Triest ließ sich als selbstständiger Fotograf nieder und bewarb in Zeitungsanzeigen im Stil der Neuen Sachlichkeit die breite Palette seines Angebots: Fotografie und Graphik. Porträts, Werbung, Reportage, Reproduktion. Auf seiner Meldekarte bezeichnete er sich als Zeichner und Pressefotograf. Zeitweise arbeitete er mit der Grafikerin und Buchillustratorin Dorothea Strauß-Caspary zusammen. Seit Juni 1936 befand er sich bis zur Emigration am 28. Juli 1938 nach Tel Aviv auf Reisen.

In Israel gründete Triest eine Familie und übte auch dort seinen Beruf als Fotograf aus. 1980 schenkte er der Stadt Nürnberg seine Aufnahmen von hier und aus der Region vor der Auswanderung in Form von Kleinbildnegativen. Sie befinden sich heute als Bestand A 72 im Stadtarchiv.

1982 kehrte Kurt Triest noch einmal an seinen Geburtsort zurück. Am 30. August 1985 starb er in Tel Aviv.

Die Fotos aus seinen Nürnberger Jahren zeigen, dass ihr Schöpfer sein Handwerk meisterhaft verstand, seine Wandlungsfähigkeit und seine Ambition, die Vorbilder der amerikanischen Großstadtfotografie zu erreichen. Mit sicherem Auge für das Motiv machte er z.B. stimmungsvolle Nachtaufnahmen regennasser, von Neonreklamen erhellter Straßen, eine Bildreportage über das Leben und die Auftritte einer Artistenfamilie oder inszenierte ein hollywoodreifes Rendezvous unter Laternen. Aber Triest beherrschte auch das Genre ländlicher Szenen mit wettergegerbten Bauerngesichtern und fröhlichen Mädchen in Tracht. Dazwischen finden sich Schnappschüsse von unbeschwerten Atelierfesten und Ausflügen mit Freunden, die die bedrohliche Zeit, in der sie entstanden, vergessen lassen.

Am anrührendsten ist eine Fotoserie aus der elterlichen Wohnung bei einem Treffen des Vaters mit einem Verwandten zum Schachspiel. Die ruhige Intimität der Bilder steht in krassem Gegensatz zum grausamen Schicksal der Dargestellten: Das Ehepaar Triest und ihr Besucher wurden am 24. März 1942 in das Durchgangslager Izbica in Ostpolen verschleppt und ermordet.

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