Täuschende Strassennamen

Nürnberger Straßennamengeschichte

Vermutlich denken nicht nur die allermeisten Nürnbergerinnen und Nürnberger beim Namen „Orffstraße“ zunächst, diese im Stadtteil St. Leonhard von der Schwabacher Straße zur Heinrichstraße verlaufende Verkehrsfläche sei nach dem Komponisten Carl Orff (1895–1982) benannt worden, als dessen bekanntestes Werk nach wie vor die Kantate „Carmina Burana“ (Uraufführung in Frankfurt am Main 1937) gelten darf. Doch dies ist keineswegs so, zumal die amtliche Benennung der Orffstraße bereits im Jahr 1900 erfolgte! Namenspatron der nahe des damaligen Schweinauer Exerzierplatzes gelegenen Orffstraße ist vielmehr der Gründer und erste Leiter (seit 1867) der Bayerischen Kriegsakademie für Offiziere und spätere bayerische General der Infanterie (seit 1880) Karl von Orff (1817–1895), der 1870 für seinen Einsatz im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 mit dem Militär-Max-Josef-Orden ausgezeichnet worden war und, schon über 70 Jahre alt, erst 1890 in Pension ging.

Blick von der Schwabacher Straße in die Orffstraße im Mai 1944. Quelle Stadtarchiv Nürnberg

Blick von der Schwabacher Straße in die Orffstraße. Foto Hochbauamt Nürnberg: Karl Kolb, Mai 1944. (Stadtarchiv Nürnberg A 39/I Nr. 544-R)

Doch auch die Benennungsgrundlagen manch anderer Nürnberger Straßen erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Hier noch zwei markante Beispiele:

Die 1906 benannte, von der Ambergerstraße zur Schweinauer Hauptstraße führende Friesenstraße im Stadtteil Schweinau erhielt ihren Namen mitnichten nach dem germanischen Volksstamm beziehungsweise dem heute in den Niederlanden und in Deutschland an der Nordseeküste lebenden Bevölkerungskreis, sondern nach dem deutschen Turnpädagogen Friedrich Friesen (1784–1814), einem engen Weggefährten des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852). Und die 1930 erfolgte Benennung der im Stadtteil Hasenbuck gelegenen Nerzstraße, die von der Katzwanger Straße aus als Sackgasse verläuft, lässt sich durchaus nicht auf eine der beiden Raubtierarten aus der Familie der Marder zurückführen, vielmehr war hier der ehemalige Direktor der Siemens-Schuckert-Werke Fidelis Nerz (1856–1913) der Namensgeber.

Von der Christlichen Arbeitsgemeinschaft an der Nerzstraße um 1960 neu errichtete Wohngebäude. Quelle Stadtarchiv Nürnberg

Von der Christlichen Arbeitsgemeinschaft e. V. an der Nerzstraße um 1960 neu errichtete Wohngebäude. Foto Hochbauamt Nürnberg: Otto Munker, 22.8.1961. (Stadtarchiv Nürnberg A 39/III Nr. Fi-N-543)

Demnächst einmal mehr davon.

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