Ausstellungseröffnung – Raymond D’Addario und Nürnbergs „Stunde Null“

Wie kaum eine andere Stadt in Deutschland wird Nürnberg bis heute mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht: Als Stadt, die den rassistischen und antisemitischen „Nürnberger Gesetzen“ ihren Namen gab, in der das Hetzblatt „Der Stürmer“ erschien und die als „Stadt der Reichsparteitage“ zur Schaubühne für die Propagandaveranstaltungen des „Dritten Reichs“ wurde. Nicht umsonst wurde Nürnberg auch aufgrund seiner symbolischen Bedeutung als Austragungsort für die Kriegsverbrecherprozesse, die als „Nürnberger Prozesse“ in die Geschichte eingingen, ausgewählt.

Auch wenn es danach noch einige Jahrzehnte dauerte, stellte sich die Stadt früher als andere Städte ihrem NS-Erbe und steht heute als „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ für den verantwortungsvollen Umgang mit ihrer besonderen Geschichte.

Am Anfang des Weges von der „Stadt der Reichsparteitage“ zur „Stadt der Menschenrechte“ stehen Kapitulation und Besatzung, die Ruinenlandschaft der stark zerstörten Stadt und die Nürnberger Prozesse, die am 20. November 1945 in Nürnberg begannen.

Diese Phase, die Nürnberger Prozesse, aber auch das zerstörte Nürnberg in der unmittelbaren Nachkriegszeit zeigen eindrucksvoll die Fotografien des amerikanischen Armeefotografen Raymond D’Addario (1920 – 2011).

Seine bemerkenswerten Aufnahmen aus dem Saal 600 des Nürnberger Justizpalasts wurden weltweit gedruckt und prägen das Bild der Nürnberger Prozesse bis heute.

Der Saal 600 im Nürnberger Justizpalast, ca. 1946 (Stadtarchiv Nürnberg A 65/I Nr. A65-I-RA-42)

Der Zeitungsfotograf Ray D’Addario hatte sich nach dem Kriegseintritt der USA freiwillig zur US-Army gemeldet und war seit 1945 Teil des Fotografenteams, welches die Kriegsverbrecherprozesse im Nürnberger Justizpalast fotografisch dokumentierte.

Porträt-Diaaufnahme Ray D'Addario, 1945 (Stadtarchiv Nürnberg A 65/III Nr. A65-III-RA-487-KD)

Während seine Fotografien aus dem Gerichtssaal um die Welt gingen, widmete er sich auch der Stadt Nürnberg und hielt die gewaltigen Zerstörungen in der historischen Altstadt für die Nachwelt fest.

Blick über den Nürnberger Hauptmarkt auf die Frauenkirche, ca. 1946 (Stadtarchiv Nürnberg A 65/I Nr. A65-I-RA-543)
Blick entlang der Karolinenstraße auf die Lorenzkirche, ca. 1947 (Stadtarchiv Nürnberg A 65/I Nr. A65-I-RA-597)

Auch nach dem Abschluss der Prozesse blieb der der Stadt verbunden und reiste in den 1970er Jahren erneut nach Nürnberg, wo er die wieder aufgebaute Stadt aus ähnlichen Perspektiven wie nach dem Krieg fotografierte und so das zerstörte Nürnberg dem wiederaufgebauten Nürnberg in einem Bildband gegenüberstellte. Sein Nachlass befindet sich seit 1995 im Stadtarchiv Nürnberg.

Mit Raymond D’Addario und seiner Darstellung der Nürnberger Prozesse einerseits und des zerstörten Nürnbergs andererseits befasst sich eine kleine Ausstellung von Alexander Umhöfer, die im Rahmen des Studiums an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern – Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen erarbeitet wurde. Die Ausstellung ist vom 14. November bis zum 5. Dezember 2023 in den Räumen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in der Schönfeldstraße 5 in München zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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