Am 28. Mai 1869 wurde der spätere Architekt und Stadtplaner Hermann Jansen als Sohn eines Konditors in Aachen geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt Architektur und Städtebau und arbeitete seit 1893 in einem Architekturbüro in Aachen. 1897 zog Jansen nach Berlin, wo er zunächst beim Magistrat der Stadt Berlin arbeitete, sich aber 1899 selbständig machte. 1908 schrieben die damalige Stadt Berlin (der spätere Stadtbezirk Mitte) und die umliegenden, zu dieser Zeit noch selbständigen Städte und Gemeinden den über Deutschland hinaus beachteten Wettbewerb zu einem „Grundplan für die Bebauung von Groß-Berlin“ aus, um Vorschläge für die weitere Entwicklung Berlins zu einer 10-Millionen Weltstadt einzuholen. 1910 vergab das Preisgericht einen der beiden ersten Preise an Hermann Jansen. Sein städtebaulicher Entwurf enthielt Vorschläge für die Ansiedlung der Bewohner, die Schaffung von Verkehrsverbindungen durch kreuzungsfreie Hauptverkehrsstraßen und zusammenhängende Grünflächen statt der bis dahin üblichen Schmuckplätze. Jansens Planungen wurden teilweise umgesetzt und finden sich noch heute ansatzweise im Stadtbild. In Berlin-Dahlem führten seine Planungen zu der dortigen Mischung von Wohn- und Wissenschaftsflächen.
Als Wissenschaftler begann Jansen seine Karriere 1918 wurde an der Königlichen Preußische Akademie der Künste in Berlin. Anlässlich seines 50. Geburtstages verlieh ihm die Technische Hochschule Stuttgart als Begründer und Führer der modernen Städtebaukunst den Doktortitel ehrenhalber. Er war Mitglied des Städtebeirats beim preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, im Architektenverein zu Berlin und im Bund Deutscher Architekten (BDA). 1920 wurde Hermann Jansen an die Technische Hochschule Charlottenburg als außerordentlicher Professor für Städtebaukunst berufen; 1923 wurde er ordentlicher Professor für Städtebau, und 1930 erhielt Jansen einen Lehrstuhl für Städtebaukunst an der Universität Berlin.
Er erarbeitete Gesamt- oder Teilbebauungspläne für Berlin (diverse Bezirke), Nürnberg, Fürth, Bamberg, Wiesbaden, Köln, Schleswig, Rendsburg, Halberstadt, Husum, Emden, Minden, Goslar, Hameln, Osnabrück, Brandenburg, (Duisburg-)Bissingheim, Prenzlau, Neisse, Schwerin, Schweidnitz und viele weitere, auch kleinere Städte. Jansen plante auch für Städte im Ausland wie Riga, Lodz, Preßburg oder Bergen. In Madrid war er an den Planungen zur Verlängerung des Paseo de la Castellana nach Chamartín beteiligt. Hermann Jansen gewann 1929 den von der türkischen Regierung beschränkt auf führende Städtebauer Deutschlands und Frankreichs ausgeschriebenen Wettbewerb für die Neugestaltung der türkischen Hauptstadt Ankara. Dort band Jansen wie bei Planungen für andere türkische Städte (u. a. İzmit/Nikomedia, Izmir, Adana, Tarsus und Mersin) den Stadtbereich in die umgebende Landschaft ein und versuchte, die historische Bausubstanz im Rahmen der Sanierung zu bewahren.
Hermann Jansen verstarb am 20. Februar 1945 in Berlin und ist auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Trakehner Allee 1) begraben.
Als Einzelbeispiel aus der hier vorgestellten Arbeit Hermann Jansens soll abschließend der Generalbebauungsplan der Stadt Nürnberg von Professor Hermann Jansen (Stadtarchiv Nürnberg C 30/I Nr. 491-495) und dessen „Erläuterungsbericht zum Generalbebauungsplan“ (Stadtarchiv Nürnberg C 30/I Nr. 497) vorgestellt werden: Bei letzterem handelt es sich um einen 71 Seiten starken maschinenschriftlichen Bericht Jansens zu dem von seinem Büro erarbeiteten Verkehrs- und Flächennutzungsplan Nürnberg und Fürth 1 : 10.000 (Plankopien von 1924: Stadtarchiv Nürnberg A 4/VI Nr. 3353 und 3354), den er 1926 der Stadtverwaltung Nürnberg vorlegte.
Der sogenannte Jansenplan, seit 1921 im Auftrag der Stadt von Hermann Jansen erarbeitet, stellt die erste städtebauliche Gesamtplanung für die langfristige Entwicklung Nürnbergs mit geplanten 700.000 Einwohnern dar. Er enthält die nach den Prinzipien des modernen Städtebaus gegliederten Bauflächen für Wohn- und Gewerbegebiete einschließlich eines Industrie- und Handelshafens, die von Bebauung freizuhaltenden Flächen für Erholung und Freizeit und die Flächen für Verkehrsbänder (bei den Verkehrsstraßen unter Angabe ihrer Wertigkeit) einschließlich einer Schnellstraße auf der Trasse des Ludwig-Donau-Main-Kanals, heute als Teil der Bundesautobahn A 73 unter dem Namen „Frankenschnellweg“ verwirklicht.
In Jansens Straßennetz sind bereits die Grundzüge des heutigen Rings abzulesen, der erst 1993 vollends durchgebaut werden konnte. Der dazu gehörende Bericht erläutert die Nutzung dieser Flächen im Einzelnen und geht auch auf Einzelheiten bei der Nutzung von Gebieten für flächengreifende Großprojekte wie z. B. Krankenhausneubau, Schlachthof, Großmarkthalle, Stadthalle, Flugplatz, Friedhöfe, aber auch Wochenendsiedlungen ein. Obwohl es nie zu einer Veröffentlichung des Berichtes gekommen ist, bildete er zusammen mit dem Jansenplan Jahrzehnte lang die Grundlage für die Bauleitplanung der Stadt Nürnberg, wurde mit den Wirtschaftsplänen von 1935, 1940 und 1956/58 fortgeschrieben und erst nach 1960 vom Flächennutzungsplan und Generalverkehrsplan abgelöst.
Bemerkenswert ist nebem dem weitsichtigen Gesamtkonzept die kreuzungsfreie Planung des Frankenschnellwegs im Plan von 1924.