Im Sommer 2010 wurde die Handschrift von 1784 bei einer privaten Wohnungsauflösung auf einem Dachboden in Nördlingen entdeckt. Dankenswerterweise schickte der Wohnungsinhaber die Handschrift an den "Verfassungsort" zurück, nämlich nach Pegnitz.
Johann Adam Stoltz, geboren am 31. Mai 1725 in Dennenlohe bei Unterschwaningen (in der Nähe des heutigen Fränkischen Seenlandes), gestorben am 13. Oktober 1784 in Pegnitz, war von 1757 bis zu seinem Tod 1784 Kastenamtmann in Pegnitz. Ein Kastenamtmann war zur damaligen Zeit eine Art hochrangiger Finanzbeamter. Stoltz war zugleich Verwalter der benachbarten Gemeinde Schnabelwaid. Er hat für Pegnitz das Amtsurbar für 1717 ff. und das Rechnungspartikular für 1761 ff. angelegt. Die beiden Dokumente dienen später dem Pegnitzer Chronisten Heinrich Bauer als Quellen. Johann Adam Stoltz besaß in Pegnitz seit 1762 das Haus Nr. 97 (später Rosengasse 29), in dem er auch im Jahr 1784 verstarb.
Johann Adam Stoltz verfasste das Schriftstück am 1. Oktober 1784, knapp zwei Wochen später, am 13. Oktober 1784, verstarb er im Alter von 59 Jahren. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich der Inhalt der Handschrift als Vorbereitung der eigenen Bestattung. Was man vorfindet sind seine Lebenserinnerungen, Lieder-Texte und Verse des Abschieds.
Die wichtigsten Informationen aus der knapp acht Seiten umfassenden Handschrift:
Johann Adam Stoltz wurde am 31. Mai 1725 nachmittags in Dennenlohe bei Unterschwaningen geboren und vom dortigen Pfarrer Becker getauft. Taufpate war H. Johann Adam Rößler, hochfürstlich brandenburgischer Oberamtsvorsteher, Klosteramtmann und später königlicher Commissarius zu Baiersdorf. Sein Vater war H. Johann Caspar Stoltz, hochfürstlich brandenburgischer sog. Marsch-Commissarius, dann Steuer-und Zolleinnehmer zu Frauenaurach, Lennerstadt und Dennenlohe. Die Mutter Apollonia Susanne war die Tochter eines Zolleinnehmers zu Brück.
Wie Stoltz weiter berichtet, umgaben ihn "gute Menschen", die viel Wert auf seine Erziehung legten, ihm beste schulische Bildung boten und ihn so auf das gesellschaftliche Leben vorbereiteten. Einer seiner Erzieher war Rektor Schlaumäder aus Eltersdorf. Im Anschluss studierte er an der damaligen Ritterakademie zu Erlangen, wo drei Jahre lang die Professoren Vetter und Santorius seine Hochschullehrer waren. Im Jahr 1741 wurde er Mitarbeiter des Herrn Regierungsadvokaten Johann Georg Maley zu Erlangen, mit welchem er die Ehre hatte, verschiedenen bayerischen Commissions-Angelegenheiten beizuwohnen. Fortwährend war er Zuhörer weiterer damals berühmter Professoren, wie z.B. Gonne, Rosmann und Schiernidts - ihre Studien befassten sich mit den Landrechten, der Lehre, den Inquisitionalien und der sonstigen Juristerei.
Als im Jahr 1745 das brandenburg-bayreutische Infanterieregiment mit der Reichsarmee zum Rhein marschieren sollte, ging er als dessen Rechnungsführer mit und wurde im darauffolgenden Jahr hochfürstlich-bayreutischer Husarencorps-Rittmeister. Diese Stelle hatte er bis Mai 1757 inne. Markgraf Friedrich bestellte Johann Adam Stoltz dann zum Klosteramtmann und Stadtrichter zu Pegnitz und Schnabelwaid, im Anschluss übernahm und führte er auch unter dem Reichsgrafen von Ellrodt und dem Ritter des brandenburgischen Roten-Adler-Ordens Johann Friedrich Wilhelm von Metzsch das Oberamt über die Ämter Pegnitz, Creußen, Schnabelwaid und Osternohe.
Am 19. Juli 1757 ging Stoltz ein christliches Eheverlöbnis mit seiner Hausgehilfin, der verwitweten Frau Klosteramtmännin Maria Sophia Margaretha Tretscher, ein. Sie war die älteste Tochter des Klosteramtmanns und Stadtrichters zu Pegnitz Christian Carl Abt. Getraut wurden beide von Pfarrer Meder. Mit in die Ehe brachte seine Frau die Tochter Juliane Friederica Tretscher, die Stoltz sogleich als erstes Kind annahm. Aus der gemeinsamen Ehe gingen vier weitere Kinder hervor, wobei sich zum Zeitpunkt, als Stoltz diese Handschrift verfasste, nurmehr der älteste Sohn Johann Wilhelm Stoltz am Leben befindet - er fand seine Berufung als Kauf- und Handelsmann in Erfurt. Seine angenommene Tochter verehelichte sich mit dem damals amtierenden Klosteramtmann Georg Gottfried Roder zu Hof.
Johann Adam Stoltz beendet das kurz vor seinem Tod Niedergeschriebene mit folgenden Versen:
"Soweit das wenige, was ich in größter Schmach und Krankheit niedergeschrieben. Schlummere nun mein Gefährte, des Lebens Rest, Verwese, Saat von Gott gesäet, dem Tage der (...) zu weisen.
So sink ins Grab, mein Leib hinab, ich will mich drum nicht kränken,Teurer Heiland, nur zum Trost an Dein Grab gedenken."
Pegnitz, den 1. Oktober 1784
Johann Adam Stoltz
Genau 12 Tage nach diesen handschriftlichen Aufzeichnungen verstarb Johann Adam Stoltz.
Neben der Bedeutung als testamentarisches Dokument für die eigene Bestattung kann die Handschrift vielleicht auch dazu beitragen, die Ausbildung und den Werdegang eines damaligen "kommunalen Beamten" anschaulich zu machen.