Malerisch – selten dürfte dieses heute inflationär benutzte Wort besser passen als auf diese beiden Nürnberg-Ansichten. Sie sind tatsächlich beides: Lichtbild und Malerei. Entstanden sind sie um 1850, sie gehören damit zu den ältesten fotografischen Ansichten Nürnbergs, die wir kennen. Wir verdanken sie Georg Schmidt, der in den 1840-er Jahren die neue Kunst der Fotografie für sich entdeckt hatte, auf unseren Bildern aber noch als „Maler in Nürnberg“ signierte. Entsprechend künstlerisch arrangiert wirkt der Blick auf den Hauptmarkt. Ein Highlight der Gotik! Die reine Architektur erschien dem Fotografen aber anscheinend zu sachlich und poesielos. Nachdem die langen Belichtungszeiten lebendige Szenen ausschlossen, hat der Maler kurzerhand Staffagefiguren in die topographischen Ansichten hineinretuschiert. Dem Stadtarchiv Nürnberg ist es jüngst auf einer Auktion in München gelungen, die beiden Schaustücke zu erwerben.
Und noch ein drittes hinzu: Es zeigt die Dächerlandschaft der Altstadt mit Blick auf die Burg – ebenfalls ausgesprochen pittoresk, da bedurfte es keines schönenden Pinseleinsatzes.
Georg Schmidts Sohn Ferdinand sparte sich diese frühe Form der Bildbearbeitung ohnehin. Als fotografischer Chronist der Wandlung Nürnbergs von der mittelalterlich-beschaulichen Kulisse zur Industrie- und Großstadt ist er viel bekannter als der Vater geworden.