Vom 09.04. bis 16.10.2016 wird im Historischen Museum Bamberg (Domplatz 7, 96049 Bamberg) die Ausstellung „Für Thron, Altar, Salon. Der Modelleur Carl Schropp (1794–1875) in Erfurt und Bamberg“ im Historischen Museum Bamberg gezeigt (Öffnungszeiten: Di bis So 9-17 Uhr). Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt, das der Historische Verein Bamberg, die Museen der Stadt Bamberg und das Stadtarchiv Bamberg erarbeiteten. Erstmals wird damit auf das ungewöhnliche Werk eines ungewöhnlichen Mannes aufmerksam gemacht: Der Modelleur Carl Schropp schuf in seiner Werkstatt in Erfurt und Bamberg beeindruckende Modelle von Kirchen, Altären und Landschaften und verkaufte diese in ganz Deutschland und darüber hinaus an Liebhaber seiner Kunst. Die Werke aus einer von Schropp erfundenen und in ihrer Zusammensetzung immer noch rätselhaften Masse verblüffen durch ihren Detailreichtum und ihre Genauigkeit selbst in kleinsten Maßstäben.
Bekannt wurde Schropp durch sein bevorzugtes Arbeitsmaterial Papiermaché, aus dem er nach einer eigenen Rezeptur eine formbare, schrumpfungsfreie und zuletzt bemalbare Masse herstellte; sie diente als Ersatzmaterial für hochwertige und kostspielige Edelmetalle, Holz oder teure Steine, bevor Papiermaché durch chemische Kunststoffe abgelöst wurde. Dabei galt Schropps besondere Neigung von Anfang an dem (neou-)gotischen Stil, der zeitweise als besonders “deutsch” und “katholisch” gesehen wurde (“altdeutsch”).
Geboren 1794 als Sohn eines Buchbinders in dem zum Hochstift Mainz gehörenden Erfurt folgte er zunächst seinem Vater im gleichen Beruf, nachdem er als Freiwilliger an den Kämpfen gegen Napoleon teilgenommen hatte und dabei auch die gotischen Kathedralen in Frankreich kennen gelernt hatte. War die Modellierung zunächst nur jugendliche Liebhaberei, so befasste er sich seit 1817 als Autodidakt nebenberuflich, seit 1837 ausschließlich mit der Herstellung von “Modellen” von Burgen, Landschaften oder Gebäuden.
Schon früh entstanden dabei auch zahlreiche Dekorationsgegenstände für Mitglieder des preußischen und sächsischen Hofes, aber auch für die Großherzöge von Württemberg und Angehörige des russischen Zaren. Auch im Goethe-Nachlass in Weimar sind heute noch Schropp-Stücke überliefert. Neben solchen Dekorationen (Kronleuchter, Uhrengehäuse, Chorstühle etc.) entstanden zahlreiche Kultgegenstände und Ausstattungsstücke für die erst kurz vorher in preußischen Besitz gelangten Burgen am Rhein, aber auch für Schlösser in Osteuropa (Clary-Aldringen, Metternich usw.) und für Kirchen in seiner
Einen Höhepunkt in Schropps Schaffen stellte 1840 der Auftrag des Kölner Fabrikanten Peter Leven zur Modellierung des Kölner Domes in seiner geplanten Gestalt nach den Plänen von Sulpiz Boisserée dar. Mit einer Höhe von ca. 2 m wurde das Modell in dieser Zeit der nationalen Begeisterung für die Fertigstellung des Domes 1848 zu einer besonderen Attraktion, der Schropp weitere Nachbildungen des Domes in unterschiedlichen Stadien und Modelle anderer Dome und Kirchen folgen ließ.
Der Umzug Schropps 1846 nach Bamberg veränderte den Kreis seiner Auftraggeber und erweiterte seine künstlerischen Motive. Die neue Zusammenarbeit mit dem Schmidtschen Malinstitut in Bamberg brachte ihm Kunden mit besonderem Interesse an der Porzellanmalerei selbst aus Übersee. Jetzt widmete er sich auch verstärkt der Modellierung von biblischen Szenen in Form von Haus- und Wandaltären, aber auch weiterhin dem Bau von Kirchenaltären. Seine Teilnahme an großen Ausstellungen (Berlin 1844, London 1851, Paris 1855) brachte ihm Auszeichnungen, Anerkennung und Folgeaufträge. 1860 wurde ihm der Titel eines “Preuß. Hof-Modelleurs” verliehen. Mit dem 1869 vollendeten Bau eines maßstabsgetreuen Modells des Wiener Stephansdoms mit einer Gesamthöhe von weit über 4 m, das sich seit 1904 im Besitz der Stadt Wien befindet, schuf Schropp sein größtes Werk; wie schon bei anderen Monumentalmodellen ist auch hier das Kircheninnere durch eine Öffnung im Sockel einsehbar.
Stark mit der (Neu-)Gotik verbunden, die am längsten im kirchlichen Bereich Anklang fand, überlebten viele Werke Schropps fast nur in Privatbesitz und in einigen Museen und Sammlungen, aus Schlössern und vielen Kirchen wurden sie entfernt. Erstmals wird nun auf das ungewöhnliche Werk eines ungewöhnlichen Mannes aufmerksam gemacht: an der Nahtstelle zwischen Kunst und Kunsthandwerk entstanden mit großer Mühe, Geduld und sicherer Hand sehr spezielle Objekte, die heute wieder hohe Anerkennung und großes Erstaunen hervorrufen.
Rahmenprogramm: jeden ersten Sonntag im Monat, [1.5., 5.6., 3.7., 7.8., 4.9., 2.10.2016]
11:00 Uhr: halbstündige Kurzführung durch die Ausstellung
13.4.2016 12:30 Uhr Kunstsnack: „Für Thron, Altar, Salon: Der Modelleur Carl Schropp (1794 – 1875) in Bamberg und Erfurt“
22.5.2016 12:00 und 15:00 Uhr Internationaler Museumstag: Kurzführungen
25.5.2016 14:00 – 16:00 Uhr „Schropp goes Pop Art“ Foto-Bastelworkshop
27.7.2016 14:00 – 15:30 Uhr Comiczeichnen-Workshop mit Voranmeldung
2.8. und 4.8.2016 14.00 – 16:00 Uhr Zweitägiger „Pappmaché-Workshop für kleine Künstler“ mit Voranmeldung
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Begleitpublikation:
Für Thron, Altar, Salon. Der Modelleur Carl Schropp (1794-1875) in Erfurt und Bamberg, hrsg. von Horst Gehringer, Regina Hanemann und Robert Zink. Neustadt/Aisch: Verlagsdruckerei Schmidt 2016 (=Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg. 25)
Preis: 29,- Euro; ISBN978-3-929-341-48-5
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und laden Sie herzlich zu dieser Ausstellung ein.