Die Münzstätte Pegnitz
In der Anfangszeit des Dreißigjährigen Krieges war Pegnitz für nur wenige Wochen Münzstätte. Genau aus dieser Zeit stammt die Pegnitzer „Kippermünze“, geprägt im Februar und März 1622. Sie ist unter der Bezeichnung "Fürstentum Brandenburg-Bayreuth, Kipper 24 Kreuzer, Kippermünze", sog. Sechsbätzner in die Münzgeschichte eingegangen.
Hans Lüders aus Goslar und Jobst Greven aus Osterode am Harz, beide Schuster in Goslar, wurden verpflichtet, eine Münzstätte in Pegnitz einzurichten und erlangten hierauf am 6. Februar 1622 ihre Ernennung. Die erste „Schlagschatzzahlung“ war damals für Samstag, den 2. März 1622, vorgesehen. Nachdem Sie aber anscheinend „schlechte Qualität“ geliefert und kein Geschäft gemacht hatten, konnten Sie keine „Schlagschatzzahlung“ an die fürstliche Kasse entrichten und so wurde Ihnen das Recht zur Münzprägung wieder entzogen. Deshalb wurden beide Münzmeister eine Zeitlang auf der Festung Plassenburg gefangen gehalten, letztendlich kamen sie aber wieder auf freien Fuß. Das Schlagschatzbuch datiert ihre Ernennung auf den März 1622. In der Liste der Zahltage von Mitte Februar ist die Münzstätte Pegnitz jedoch bereits mit einem Zieltermin enthalten. Die Aufhebung der Münzstätte erfolgte dann Ende März 1622 durch den früheren Bayreuther Münzmeister Johann Franck.
Für das auf Sechsbätznern von 1622 in zwei Versionen vorkommende Münzzeichen „Ls“ schließt der Münzexperte Gebert eine Deutung als Lauenstein oder Ludwigsstadt aus und weist die Buchstaben stattdessen als Kontraktionskürzung dem Münzmeister L(üder)s in Pegnitz zu. Diese Stücke sind von silberheller Farbe und ordentlich nach Walzentechnik geprägt, vom äußeren Anschein nicht zu beanstanden, und gleichen ansonsten, einschließlich der als Trennzeichen in die Umschrift eingefügten Kreuzchen, den in Kulmbach geprägten Münzen. Auf allen Münzen mit dem Ls ist auch das Kreuzrad vorhanden, das in der Literatur ansonsten immer mit Weißenstadt in Verbindung gebracht wird. Auf der Vorderseite tragen die Münzen den Brandenburgischen Adler mit dem Münzwert „24“ (nämlich Kreuzer) im Brustschild. Auf der Rückseite ist das Wappen des Burggrafentums Nürnberg und darüber das Prägungsjahr „1622“ zu sehen. Über der Jahreszahl ist das erwähnte Zeichen des Münzmeisters zu erkennen. Die Umschrift, die sich von der Vorder- auf die Rückseite fortsetzt, lautet: „Christian(us) D(ei) Gr(atia) M(archio) Brand(enburgiae) Prus(siae) – St(ettini) Po(meraniae) Ca(ssubiorum) V(enedorum) Cr(osnae) Ja(egerndorfi) D(ux) Bur(ggravius) I(n) N(urenberg) P(rinceps)“
Die meisten Münzstätten waren in Mühlen oder Hammerwerken eingerichtet worden, in der Pegnitzer Münzstätte (eine regelrechte Werkstatt) arbeitete man noch mit dem Hammer (also nur mit Handbetrieb). Ein Kennzeichen der sog. „Kipper- und Wipperzeit“ war es, dass die (Silber-) Münzen immer geringhaltiger "ausgeprägt" wurden. Im Verlauf des Jahres 1622 ging diese Zeit schließlich durch fürstlichen Erlaß zu Ende.
(Quellen: Dr. Hubert Ruß, Kippergeld aus der Markgrafschaft Bayreuth, 2006 und Heinrich Bauer, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks, Pegnitz 1938)
Die Pegnitzer "Kippermünze" ist in der Ausstellung "Pegnitz in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648" zu sehen, welche gerade bis zum 8. Februar 2019 verlängert wurde. Die wertvolle Münze ist eine Leihgabe des Historischen Museums Frankfurt am Main. Sie befindet sich dort in der Dauerausstellung.
Verheerende Folgen für Pegnitz im Dreißigjährigen Krieg
Vor gut 400 Jahren begann mit dem „Prager Fenstersturz“ der ‚Dreißigjährige Krieg‘. Dieser Krieg hatte auch gravierende Auswirkungen auf das Pegnitzer Gebiet. Pegnitz wurde innerhalb kürzester Zeit – nämlich in den Jahren 1632 und 1634 – zweimal verheerend zerstört. Mehr als zwei Drittel der Häuser am Markt wurden damals ein Raub der Flammen. Doch auch in den Jahren danach kam die Stadt nicht zur Ruhe. Plündernde kaiserliche und schwedische Truppen zogen immer wieder durch Pegnitz und sorgten in der Bevölkerung für großes Elend. Erst 1650 flauten die Unruhen allmählich ab.
Bis zum Jahre 1631 hatte die Markgrafschaft Bayreuth noch "im Frieden" gelebt und sich aus dem Streit selbst herausgehalten. Nach dem Sieg Gustav Adolfs von Schweden bei Breitenfeld über Tilly konnte Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth aber nicht länger Neutralität wahren. Er wurde als evangelischer Fürst gezwungen, sich dem Schwedenkönig anzuschließen und einen entsprechenden Kriegsbeitrag zu leisten. Mit diesem notgedrungenen Schritt betrat das Pegnitzer Land einen Weg größter Drangsale und Leiden. Von nun an wimmelten die Straßen von durchziehenden Kriegsscharen, egal ob es Angehörige des verbündeten schwedischen oder des kaiserlichen Heeres waren.
Im Mai 1632 lagen schwedische Reiter in Pegnitz und brachten der Bürgerschaft großen Schaden.
"Alle Nahrung und alles Futter wurden aufgezehrt, nicht das geringste von Haber war mehr zu bekommen; kein Körnlein war mehr auf dem Boden".
Am 29. Mai 1632 kam es zum folgenschwersten Angriff auf die Stadt - bei einem Angriff kaiserlicher Truppen gegen die Schweden wurde Pegnitz von der Nachhut des siegreichen bayerischen Kriegsvolks geplündert, in Brand gesteckt und zwei Drittel des Ortes in Asche gelegt.
Die Äcker blieben unbestellt, die Ernte war vernichtet. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1634, erlitt die Stadt Pegnitz zum zweiten Mal in diesem schrecklichen Krieg eine gewaltige Zerstörung. Kaiserliche Regimenter "ruinierten" die Stadtmauer dermaßen, dass sie den Bewohnern keinen Schutz mehr bot - diese flüchteten und hielten sich wochenlang in den benachbarten bambergischen und oberpfälzischen Orten auf.
Kurzzeitig schien sich 1635 eine friedlichere Zeit anzubahnen und der Markgraf erhielt sein vorübergehend verlorenes Fürstentum wieder zurück. Doch weit gefehlt, jetzt wurde der ursprüngliche Glaubenskrieg zu einem Völkerkrieg. Die Schweden, die bisher auf der Seite des Markgrafen gestanden hatten, verbündeten sich jetzt mit den Franzosen und traten auch in den Ländern der evangelischen Fürsten offen als Feinde auf. Größere Schlachten fanden nicht mehr statt, dafür durchstreiften einzelne Landsknechthaufen zucht- und führerlos das Land. 1639 lagen viele Wochen lang kaiserliche Reiter in Pegnitz und verlangten Verpflegung und Bezahlung, obgleich die Bevölkerung schon - wie es in den Quellen heißt - "an einer unerschwinglichen Schuldenlast" zu tragen hatte.
"Die Leut wurden um Geld gemartert, geschossen und gehauen..."
Die Zerstörungswut war groß, über die Hälfte der Bevölkerung kam ums Leben. 1642 lagen mehrmals kurbayerische und kaiserliche Truppen in der Stadt Pegnitz und nahmen den Leuten, die in tiefster Armut lebten, das Wenige fort, das sie gerade geerntet und gesammelt hatten. Im Winter 1645/46 hielten sich Kroaten in Pegnitz auf und verlangten Verpflegung sowie 100 Taler bar für Offiziere.
Im Winter 1648 war wieder eine Kompanie Schweden zu verpflegen und noch 1649 einige schwedische Soldaten über acht Monate zu unterhalten.
Endlich kam der Friede und die letzten Abteilungen der Schweden verließen Mitte 1650 das Fürstentum. Die Stadt Pegnitz war von den Kriegsgräuel äußerst schwer getroffen worden. Das Vermögen der Stadt war von 36 000 Gulden im Jahre 1611 auf 4000 Gulden im Jahre 1650 abgesunken. Die Felder waren verödet, Gewerbe und Handel lagen darnieder. Hunger, Pest und Kampf hatten die Bevölkerung auf den vierten Teil ihres früheren Standes dezimiert.
(Quelle: Ludwig Büttner, Geschichte der Stadt Pegnitz - Zur 600-Jahrfeier, Pegnitz 1955)
Das Stadtarchiv Pegnitz ist in der glücklichen Lage, noch zahlreiche Originaldokumente aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu besitzen.
Die Ausstellung zum Thema "Pegnitz in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648" läuft aktuell im Bürgerzentrum Pegnitz und wird bis 8. Februar 2019 verlängert.
Dejligt indlæg, jeg har delt det med mine venner.
Hej Moises Hartnett,
jeg er meget glad for, at du kan lide dette indlaeg.
Varme hilsner fra Pegnitz
Andreas Bayerlein