Normalerweise sollte ein Artikel um kühle Sachlichkeit bemüht sein. Aber bei manchen Themen, wie beim "Schocken", schwingen auch Herz, Gefühl und Erinnerungen mit.

Kaufhaus Merkur 1963 (Stadtarchiv Nürnberg A 55-II-2-10-2)
Kaufhaus Merkur am Übergang über die Landgrabenstr. zum Parkhaus an der Ammanstr. (Stadtarchiv Nürnberg A 55-II-2-10-4)

Jahrzehntelang war das Kaufhaus am Aufseßplatz unter seinen verschiedenen Benennungen wohl ohne Übertreibung das Herz der Südstadt. Und obwohl es nur acht Jahre lang offiziell den Namen „Schocken“ trug, wuchsen die Kinder der Nachkriegszeit mit diesem Namen auf. Die Bezeichnung war so selbstverständlich, dass sie kaum hinterfragt wurde. Die Bezeichnung „Merkur“ wurde selten benutzt, aber zumindest nach meiner Beobachtung fremdelte man mit „Horten“ noch mehr.


Für viele Kinder, die dort mit ihren Eltern hineingingen, hatten natürlich zwei Abteilungen eine besonders magische Anziehungskraft, nämlich die Süßwarenabteilung im Parterre direkt neben einer der markanten blauen Rolltreppen und die Spielwarenabteilung, die sich zuerst im 3. Stock befand und in den 80er Jahren dann in den 2. Stock verlegt wurde.
Ich durfte mir dort gelegentlich kleine Verkehrsschildchen kaufen, die ich für die kleine Stadt, die ich mir zu Hause gebaut hatte, verwendete. Es ist sehr bedauerlich, dass es von dieser Abteilung, ihrem Zuschnitt und ihrem Angebot keine Bilder gibt, denn diese würden uns über diese Zeit viel verraten - das gilt auch für andere Abteilungen.
In der Süßwarenabteilung wurde Süßes damals meist noch offen verkauft, individuell abgewogen und dann in Papiertüten abgefüllt. Unsere Eltern schimpften damals über diese Art des Verkaufs und nannten es unhygienisch. Die meisten der damals angebotenen Bonbons gibt’s heute nicht mehr. Aber die Erinnerungen bleiben.


Architektonisch herausragend war, gelegen zwischen den schon erwähnten blauen Rolltreppen, das gebogene H-förmige Treppenhaus. Es war hell und freundlich und nicht so dunkel wie die Treppenhäuser heute in den Warenhäusern, die eigentlich nur feuerpolizeiliche Zwecken dienen oder für das Personal. Es war hier eine Art Zentrum der Raumgestaltung, man könnte sagen das Herz des Gebäudes.
Auch die Fassade des Gebäudes war gelungen und eine angenehme Abwechslung der oft sehr eintönigen Architektur der Aufbaujahre nach dem Krieg.

Kaufhaus Horten 1990 (Stadtarchiv Nürnberg A 88-Do-058)

Auch der helle Boden im ganzen Gebäude schuf eine freundliche Atmosphäre und erhöhte die Anziehungskraft für die Kunden.
Die Lebensmittelabteilung im Parterre hatte ebenfalls einen besonderen Charme und behielt diesen weitgehend bis zur Schließung des Hauses 2011.
Viele Nürnberger hatten und haben auf jeden Fall viele Erinnerungen zu unserem „Schocken“. Es wäre schön, die eine oder andere Geschichte zu hören oder Fotos zu bekommen.

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