Vor 175 Jahren, am 25. September 1842, ist in Nürnberg der Mechanikus Konrad Georg Kuppler verstorben. Der am 11. Juni 1790 in Nürnberg geborene Kuppler war Sohn des Orgel- und Instrumentenbauers Johann Georg Kuppler (1760–1840), der um 1785 aus Speyer nach Nürnberg zuwanderte. Seine Mutter Anna Maria, geborene Schwemmer, stammte aus Nürnberg. Sie verstarb 1825 im Haus L 1525 (ab etwa 1865: Unschlittplatz 8). Johann Georgs zweite Frau Elisabetha Wilhelmine verstarb 72-jährig 1868 im Heilig-Geist-Spital. Er selbst hatte zuletzt im Haus L 459 (ab etwa 1865: Breite Gasse 52) gelebt, wo er 1840 auch an Altersschwäche verstorben ist.
Verheiratet war Konrad Georg Kuppler mit Amalie, geborene Abick. Das Ehepaar hatte vier Kinder – Ludwig Friedrich Konrad Georg (1836-1838), Philipp Friedrich Konrad (1838-1872), der nach seinem Taufpaten Georg Simon Ohm benannte Georg Simon (geboren 8. Februar 1840) und die bereits nach 10 Monaten verstorbene Tochter Elisabetha Wilhelmine Amalie (1841-1842). Der Sohn Philipp Friedrich Konrad war 1838 noch im Haus L 1199 (ab etwa 1865: Färberstraße 56) geboren worden, die beiden jüngeren Kinder bereits im Haus L 995 (ab etwa 1865: Am Gräslein 5), wo das Ehepaar Kuppler zuletzt lebte. Hausbesitzer war der Kaufmann Gottlieb Lehner. Hier verstarb Konrad Georg Kuppler 52-jährig wenige Tage nach seiner Tochter (gestorben 9. September 1842). Das Lorenzer Sterberegister nennt als Todesursache „Brustkrampf und Abzehrung“.
Konrad Georg Kuppler war Autodidakt. Er hatte sich so gute naturwissenschaftliche und technisch-praktische Kenntnisse erworben, dass er im Mai 1817 mit einer heute im Familienarchiv Fuchs (Bestand StadtAN E 2) überlieferten vierseitigen Druckschrift „Kurze Übersicht der Gas-Beleuchtung“ die Anwendung des in England bereits erprobten Kunstlichts für seine Vaterstadt Nürnberg empfahl. Damals wohnte Kuppler noch bei seinen Eltern in L 173 (ab etwa 1865: Obere Wörthstraße 21).
1822 beschloss der Nürnberger Magistrat auf Betreiben des Zweiten Bürgermeisters Johannes Scharrer, im ehemaligen Augustinerkloster eine Polytechnische Schule einzurichten, die erste technische Lehranstalt im Königreich Bayern. Das Projekt wurde ein Jahr später, 1823, realisiert, jedoch schon im Juli 1822 wurden vier Abteilungen für Höhere Zeichenkunst, Geschmackslehre und Technologie der Bau-Gewerbe, für Geometrie und Arithmetik, für Mechanik und Maschinenzeichnen und für Modellieren, Bossieren, Cisellieren geplant und nach geeignetem Lehrpersonal gesucht. Für die „höhere Zeichenkunst“ konnte der
damals schon weit über Nürnberg hinaus bekannte Karl Alexander Heideloff gewonnen werden, dem gleichzeitig die Leitung der Schule übertragen wurde, die Abteilung „Mechanik“ übertrug man Konrad Georg Kuppler. 1829 zog die inzwischen renommierte Polytechnische Schule, Vorläuferin der jetzigen Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, an ihren langjährigen Standort im Bauhof um. Hierfür plante Kuppler 1827 den Einbau einer Gießerei im Bauhofzwinger und einen Neubau für ein chemisches Laboratorium im Bauhof. Nach der finanziellen Unterstützung der Schule durch den neuen bayerischen König Ludwig I. (König 1825-1848) ab 1825 wurde auf Beschluss des Nürnberger Magistrats für den Monarchen in der neu gebauten Mustergießerei als erste Bronzeplastik von Kuppler eine Büste seines verstorbenen Vaters König Max I. Joseph (König 1806-1825) gegossen.
1823, im Jahr des Unterrichtsbeginns an der Polytechnischen Schule, betraute der Magistrat den neu gekürten Professor Konrad Georg Kuppler mit Instandsetzungsarbeiten der berühmten Kunstuhr „Männleinlaufen“, die 1506/09 am Michaelschor vor dem Westgiebel der Nürnberger Frauenkirche auf dem Hauptmarkt errichtet worden war. Die Uhr zeigt täglich um 12 Uhr - in Erinnerung an den Erlass der Goldenen Bulle in Nürnberg im Jahr 1356 - die Huldigung Kaiser Karls IV. durch die sieben Kurfürsten.
Die Polytechnische Schule litt in ihrer Anfangszeit vor allem am Widerstand aus dem Nürnberger Handwerk, das in den geplanten Schulwerkstätten eine Konkurrenz sah. So verwundert es nicht, dass sich auch Kuppler vielfach mit dem traditionellen Handwerk seiner Vaterstadt auseinandersetzen musste. Der Entwurf einer Blumenpresse durch den Professor als Vorlage für Probearbeiten für Schlosser, Windenmacher und Zirkelschmiede führte 1824/25 zu heftigen Auseinandersetzungen mit diesen Gewerben.
Weder die Gasbeleuchtung in Nürnberg noch die Reparaturen am „Männleinlaufen“ oder die Polytechnische Schule sind dauerhaft mit Kupplers Namen verbunden. Bekannt wurde er als Konstrukteur einer Kettenbrücke, dem 1824 errichteten Kettensteg, der noch heute existierenden und damit ältesten erhaltenen Kettenbrücke auf dem europäischen Kontinent. Der Kettensteg ersetzte den so genannten Trockensteg. 1441 hatte der Rat der Reichsstadt den an der Pegnitz arbeitenden Gerbern genehmigt, innerhalb der letzten Stadtbefestigung am Pegnitzausfluss unterhalb des Spießhauses, der späteren Fronveste, den Trockensteg zu errichten. Der überdachte (daher wohl der Name) und mit zwei abschließbaren Türen versehene Holzsteg wurde 1810 abgebrochen. 1819 beschloss der Nürnberger Magistrat die Wiedererrichtung des Steges, eine Spendenaktion führte am 19. Juni 1819 zu einer Sammlung von 299 Gulden 7 Kreuzer. Die Kostenvoranschläge der Jahre 1923/24 beliefen sich auf Summen zwischen 952 Gulden 31 Kreuzer und 1.981 Gulden 17 Kreuzer. Die Berechnungen Kupplers lagen 1824 bei 2.312 Gulden 17 Kreuzer.
Trotz dieser horrenden Summen konnte Kuppler an der Stelle des Trockenstegs 1824 nach englischen Vorbildern seinen Kettensteg errichten. Es handelte sich um die erste freischwebende, an Ketten hängende und in der Mitte auf einer Insel abgestützte Flussbrücke Deutschlands. Seinen Charakter als Schwebebrücke verlor der Kettensteg 1930 aus Sicherheitsgründen durch den Einbau einer massiven Holzkonstruktion. Bei der Sanierung 2010/11 wurde diese wieder zurückgebaut. Seither ähnelt er wieder seiner ursprünglichen Konstruktionsweise.
Nach der Konstruktion des Kettenstegs, mit der Kuppler sein Können unter Beweis gestellt hatte, wurde er im Sommer 1826 von der „Gesellschaft zur Beförderung der vaterländischen Industrie“ auf eine technologische Erkundungstour nach Österreich und Preußen geschickt, die Franz Sonnenberger, der wohl intimste Kenner Kupplers, schlichtweg als Spionagefahrt deklariert (Franz Sonnenberger: Der Spion, der aus Nürnberg kam. Professor Kupplers „technologische Reise“ nach Österreich und Preußen im Sommer 1826, in Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 104, 2017).
War Konrad Georg Kuppler bereits beim Projekt „Polytechnische Schule“ ein williger Wegbegleiter des damaligen Zweiten Bürgermeisters von Nürnberg Johannes Scharrer, so erwies er sich auch bei dessen Vorhaben eines ersten Eisenbahnbetriebs in Deutschland als gewichtiger Parteigänger Scharrers. Von Kuppler stammten bedeutende Vorarbeiten zur am 7. Dezember 1835 feierlich eröffneten Ludwigseisenbahn von Nürnberg nach Fürth. Ab 1836 hielt Kuppler Vorlesungen zur Ludwigseisenbahn, seine Schüler fertigten Zeichnungen der Lokomotive „Adler“ und verschiedener technischer Anlagen an.
Konrad Georg Kuppler zählt zu den wichtigsten Gewerbeförderern Nürnbergs der 1820/30er Jahre. Zusammen mit Johannes Scharrer und anderen Pionieren wie Johann Wilhelm Spaeth oder Georg Zacharias Platner war Kuppler Motor und Katalysator der Modernisierung Nürnbergs und seines Gewerbes im Zeitalter der Frühindustrialisierung. Er war maßgeblich beteiligt an der Heraus- und Ausbildung des deutschen Ingenieurwesens.
[…] Die erste technische Lehranstalt im Königreich Bayern und ein mechanischer Autodidakt: https://stadtarchive-metropolregion-nuernberg.de/es-geschah-vor-175-jahren-mechanikus-konrad-geo… […]
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