Bislang war unbekannt, wer die Entscheidung getroffen hat, dass Schwabach am Ende des 2. Weltkriegs kampflos an die Amerikaner übergeben wird. Mit der Schenkung verschiedener Dokumente aus dem Besitz von Fritz Moezer, dem damaligen 2. Bürgermeister und Ortsgruppenleiter der NSDAP, durch seinen Enkel Rolf Schultheiß herrscht nun etwas mehr Klarheit.
Ein Schreiben ist datiert auf den 18. April 1945, einen Tag bevor Schwabach an die US-Truppen übergeben wurde. Es ist an den "Kampfkommandanten" Major Stang gerichtet. Darin heißt es u. a.: "Ihre militärischen Entschlüsse kann und will ich nicht beeinflussen. Als geschäftsführender Bürgermeister der Stadt Schwabach [Bürgermeister und Kreisleiter Wilhelm Engelhardt hatte sich bereits aus Schwabach abgesetzt; Anm. des Bearb.] habe ich nur den Wunsch, die Bevölkerung der Stadt sowie die Stadt selbst möchten im Rahmen Ihrer Entscheidungen so viel als möglich berücksichtigt und geschont werden."
Offenbar hatte der kommandierende Offizier der Schwabacher Garnison schon am Vorabend erfolglos versucht, sich telefonisch mit Moezer über die Verteidigung der Stadt zu beraten, wovon dieser jedoch Kenntnis erhalten hatte und dann das betreffende Schreiben in die Kaserne sandte. Die Schwierigkeit dabei war, dass niemand von den Personen, die Entscheidungskompetenzen hatten, dem anderen trauen konnte, denn alle Handlungen in Richtung einer Kapitulation waren von Hitler verboten worden und mit dem Tode bedroht. Zudem waren genug Beispiele von Menschen bekannt, die noch in letzter Minute von fanatischen Nazis erschossen wurden, weil sie eine weiße Fahne gehisst hatten.
Moezer konnte Stang also nicht direkt zur Übergabe der Stadt auffordern, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Er konnte ihm aber signalisieren, dass er gegen eine Kapitulation nicht vorgehen werden. Ob Major Stang selbstständig entschied, Schwabach nicht zu verteidigen, oder sich lediglich auf Befehl der sich aus dem Raum Zirndorf zurückziehenden Kampfgruppe Dirnagel anschloss, ist noch nicht geklärt. Mit dem Abzug der Garnison aber war es möglich dass die mit einem Schwabacher verheiratete Engländerin Constance Link, der Kraftfahrer Willi Buckel und der SA-Sturmführer Hermann König sowie die beiden Kriegsgefangenen amerikanischen Offiziere Caroll McElroy und James Hannon am 19. April 1945 mit den vor der Stadt stehenden US-Truppen die Übergabe aushandelten und Schwabach so vor sinnlosen Kämpfen verschont blieb, nachdem andere Einwohner die Panzersperren beseitigt hatten.
Das Stadtarchiv Schwabach verfügt nicht über die Mittel, die Echtheit von Moezers Schreiben, das nur als Durchschlag erhalten ist, zu überprüfen. Denkbar wäre ja beispielsweise, dass er es erst nach dem Einmarsch der Amerikaner angefertigt hat, um sich rechtfertigen zu können. Immerhin findet sich der Brief unter mehreren Schriftstücken im Zusammenhang mit dem Spruchkammerverfahren Moezers. Dieser hatte jedoch die Eigenheit, auf der Schreibmaschine für das große "I" das "J" zu verwenden, wie sein Lebenslauf und ein weiteres Schriftstück in Akt IVa.64 des Stadtarchivs Schwabach zeigen. In diesem Brief wird aber nicht das "J" sondern das "I" verwendet. Man darf also annehmen, dass Moezer diesen Brief wohl diktiert, nicht aber selbst mit der Maschine getippt hat. Da auch der Spruch der Spruchkammer - Hauptkammer II des Stadtkreises Nürnberg vom 20.09.1948, Moezer war zu diesem Zeitpunkt schon verstorben, seine Rolle bei der Übergabe Schwabachs würdigt, kann man derzeit von der Echtheit des Schreibens ausgehen.