Zum 600. Jubiläum der Stadtwerdung Schwabachs, das 1971 gefeiert wurde, kam eine Glückwunschkarte zu Neujahr heraus, die den verschneiten Marktplatz mit Weihnachtsdekroation bei Nacht zeigt. Der Blick des Fotografen richtete sich, wie häufig bei Schwabach-Postkarten, nach Osten auf die Stadtkirche mit dem Rathaus davor. Die Figuren des Schönen Brunens sind mit einer Holzverbauung vor Frostschäden geschützt, neben dem Brunnen steht ein Christbaum. Girlanden sind vor den Häusern auf Stangen aufgestellt, daran und am Christbaum brennen grellgelb Lichter. Einige Fenster der Häuser sind hell erleuchtet. Dem Titel der Postkarte auf der Rückseite zufolge sehen wir "Schwabaches Marktplatz um die Jahrhundertmitte". Demnach müsste das Motiv vor gut 60 Jahren aufgenommen worden sein.
Allerdings lässt die grelle Beleuchtung von Girlanden und Fenstern, die zusammen mit dem Schnee auf dem Marktplatz und auf den Dächern sehr im Kontrast zu der ansonsten recht dunklen Aufnahme steht, etwas Mißtrauen im Betrachter aufkeimen. Außerdem sind die Sterne am Himmel weiß, wo man doch auch hier eher gelb erwarten würde. Oder sollen die wenigen hellen Flecken am Himmel den Eindruck erwecken, es höre gerade mit dem Schneien auf? Betrachtet man das Bild mit der Lupe, dann ist gut zu erkennen, wie berechtigt das Misstrauen ist, denn die Weihnachtsbeleuchtung und die Lichter in den Fenstern sind nicht immer sehr exakt retuschiert. Auch die Schneedecke, auf der es nicht die geringsten Fußspuren gibt, obwohl den Lichtern zufolge im Rathaus schon oder noch Betriebsamkeit herrscht, nährt etwas Zweifel daran, ob die Schneedecke tatsächlich so geschlossen war, oder ob nicht auch hier mit dem Pinsel etwas nachgeholfen wurde. Dennoch, auch wenn das dargestellte Weihnachtsidyll sich auf den zweiten Blick als nicht ganz so echt erweist, wer sich das Foto genau ansieht, bekommt immerhin einen gewissen Eindruck von der Dekoration zu Weihnachten in Schwabachs Innenstadt in den 1950er Jahren. Sie war früher deutlich dezenter als heute, was übrigens nicht unbedingt nur dem damaligen Zeitgeschmack geschuldet war, sondern vielleicht auch von finanziellen und technischen Möglichkeiten abhing. Das Dezente aber mag für den einen oder anderen heute auch wieder seinen Reiz haben.