Erst 2011 wurde die 150-jährige Geschichte der ersten Maschinenbauanstalt Bayerns, der „Maschinenfabrik, Eisengießerei und Brückenbauanstalt“ Johann Wilhelm Spaeths durch den Historiker Pascal Metzger, in seiner fast 700 Seiten starken Dissertation aufgearbeitet.
Metzgers Erkenntnisse zu der für die Industriegeschichte Nürnbergs so bedeutenden Firma beruhten im Wesentlichen auf Quellenauswertungen, des im Stadtarchiv Nürnberg verwahrten Firmen- und Familienarchivs (Bestand E 9/379) mit Tausenden von Briefen, Akten und Plänen.
Nun erhielt das Stadtarchiv Lauf weitere Firmenunterlagen – insgesamt 31 Objekte ̶ durch den Nachlass, einer erst vor kurzem verstorbenen Laufer Privatperson.
Unter dem Nachlass befinden sich zehn Brief-Copir-Bücher (1840 – 1873), zwei Journal-Bücher (1841 - 1847), sieben Conto-Corrent-Bücher (1838 – 1868), drei Hauptbücher (1839 – 1853), ein „Firmen-Tagebuch“ bzw. Notizbuch (1857 – 1878), drei Rechnungs-Copir-Bücher (1849 – 1864), ein Bilanzbuch (Febr. 1868), ein Buch der Korrespondenz mit dem Ober-Post- und Bahn-Amt Augsburg (1853 – 1863) sowie drei technische Pläne, von denen zumindest einer noch von Johann Wilhelm Spaeth selbst gezeichnet worden sein dürfte (datiert auf 1853), war er doch Zeit seines Lebens, der einzige Konstrukteur in seiner Fabrik.
Besonders der Plan einer Sägemühlenanlage (datiert auf 1863) für den Kaufmann und als Assessor am Appellationsgericht Nürnberg tätigen Johann David Wiß (*1780 - †1867), ist für das Stadtarchiv Lauf von besonderer Bedeutung. Wiß, der den meisten ̶ wenn überhaupt ̶ wohl eher als Initiator der heutigen Freizeit- und Erholungsanlage „Rosenau“ in Nürnberg bekannt sein dürfte, erwarb 1825 in Lauf, am dritten Wehr rechts der Pegnitz, nach dem Konkurs seines Vorgängers Johann Georg Fleischauer dessen Nadelfabrik, die er im Weiteren bis 1872 erfolgreich betrieb.
Damit umfassen die nun aufgetauchten Firmenunterlagen insgesamt noch die letzten Lebensjahre von Johann Wilhelm Spaeth (*4.6.1786, †10.8.1854) selbst, sowie die folgenden Jahre der Fabrik unter der Führung seines Nachfolgers und Schwiegersohnes Johannes Falk (*2.8.1822, †23.9.1907).
Wie die Unterlagen in den Besitz der Laufer Privatperson gelangten bleibt unklar. In Kürze jedoch wird der Großteil der Unterlagen dem Stadtarchiv Nürnberg übereignet werden, so dass nach langer Zeit wieder zusammenkommt, was zusammen gehört.
Verwendete Literatur und zum Weiterlesen:
Bräunlein, Manfred: 150 Jahre Eisenbahn in Nürnberg, Egglham/München 1985.
Michael Diefenbacher/Rudolf Endres: Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999.
Firmenarchiv „Spaeth“ (o. Sig.) im StadtA Lauf
Metzger, Pascal: Maschinenfabrik, Eisengießerei und Brückenbauanstalt Joh. Wilh. Spaeth (1821 – 1969). Struktur und Strategie eines Nürnberger Familienunternehmens (= Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte, Band 69), Nürnberg 2011.
Kubli, Renate: Mühlen und Hammerwerke. Eine Epoche technisch-kultureller Entwicklung am Beispiel der Stadt Lauf, Lauf a.d. Pegnitz 1986.
Metzger, Pascal, „Spaeth, Johann Wilhelm“, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 612 – 613 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd137476035.html; zuletzt aufgerufen am 8.2.2016
Rieger, Susanne/Jochem, Gerhard: Traditionsbewusstes Nürnberg: Die Spaeth-Villa am Dutzendteich, Nürnberg 2010, URL: http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_NU_TO_spaeth.pdf; zuletzt aufgerufen am 8.2.2016