Bei der Durchsicht einer 2014 vom Stadtarchiv Pegnitz erworbenen Postkartensammlung fiel auf einer Karte vom 16. August 1929 (Datum des Poststempels) folgender lapidarer Satz auf:
Gestern früh ¼ 8 Uhr sahen wir den Zeppelin.
Vorher schrieb "unser Urlauber":
Werte Familie Hertrich, von Oberfranken, von der Quelle der Pegnitz sendet Ihnen die besten Grüße Ihr ergebenster Karl ....(?)
Bei genauerer Betrachtung und weiterer Recherche stellte sich heraus, dass sich das Luftschiff 'LZ 127 Graf Zeppelin' zu diesem Zeitpunkt auf seiner sogenannten 'Weltfahrt' befand. Es war in den frühen Morgenstunden des 15. August 1929 in Friedrichshafen am Bodensee gestartet und überquerte allem Anschein nach gegen 7.15 Uhr am Morgen das Pegnitzer Gebiet. Nachforschungen ergaben, dass sich das Luftschiff von Friedrichshafen aus in Richtung Nordosten bewegte - wenn man den Weg auf der Karte bzw. auf dem Globus verfolgt, musste es also auch über den Raum Pegnitz hinweg (siehe Bild 3 in der Fotogallerie, Globus mit der Fahrtroute des Zeppelin). Das Luftschiff, welches in der Fotogallerie zu sehen ist, zeigt leider nicht den Zeppelin über Pegnitz - leider fehlt ein Fotobeweis.
Anke Schwarz schreibt 2004 in ihrem Aufsatz 'Die Weltfahrt des LZ 127 Graf Zeppelin im Jahre 1929' im Wissenschaftlichen Jahrbuch des Zeppelin-Museums :
Nachdem das Problem der Finanzierung der Weltfahrt gelöst war, startete LZ 127 Graf Zeppelin am 1. August 1929 von Friedrichshafen nach Lakehurst, um dort die amerikanischen Passagiere aufzunehmen ... für die Amerikaner begann die Weltfahrt am 7. August 1929 in Lakehurst, für die Deutschen nach der Rückkehr aus den USA am 15. August 1929 um 4.35 Uhr in Friedrichshafen. Die Route führte den Zeppelin über Ulm, Nürnberg, Leipzig in die Hauptstadt Berlin.
Technische Daten des Luftschiffs 'LZ 127 Graf Zeppelin'
Wie Anke Schwarz weiter schreibt, endete die amerikanische Weltfahrt nach rund 21 Tagen am 29. August 1929 in Lakehurst - zuvor hatte der Zeppelin noch die Freiheitsstatue im Hafen von New York umkreist. In seinen deutschen Heimathafen am Bodensee kehrte der Zeppelin am 4. September 1929 zurück, nach einer Fahrtzeit von rund 20 Tagen und vier Stunden.
Durch den "Verfasser" der Postkarte wissen wir jetzt, dass auch die Stadt Pegnitz gewissermaßen ein Teil dieser Weltfahrt war. Vielleicht war die Begeisterung in Pegnitz ja auch so groß wie wir es aus Schilderungen in anderen Städten wissen.
Der Aufsatz 'Die Weltfahrt des LZ 127 Graf Zeppelin im Jahre 1929' beschreibt das sehr anschaulich:
Die Begeisterung für den Zeppelin drückte sich in der Freude und dem Jubel aus, die die Menschen befielen, sobald das Luftschiff über einer Stadt erschien...er flog sehr niedrig, schätzungsweise 200 Meter hoch, so daß der in der Sonne erglänzende 'Silberfisch' sehr gut zu sehen war. Während des Überfliegens von Eberswalde wurde er mit Glockengeläut der Maria-Magdalena-Kirche begrüßt. Der Jubel der Bevölkerung, welche sofort auf die Straßen eilte, war überaus groß, ...diese und ähnliche Szenen spielten sich in allen überflogenen deutschen, amerikanischen und japanischen Ortschaften ab ... In New York gab es zu Ehren der deutschen Luftschiffer eine Konfettiparade.
Die "Zeppelinpostkarte" und 30 weitere historische Ansichtskarten der Stadt Pegnitz aus der Zeit von 1898 bis 1940 werden in einem qualitativ hochwertigem Heft präsentiert. Bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten Postkarten farbig gestaltet und entpuppen sich oft sogar als richtig "kleine Kunstwerke".
Titelseite des Postkartenheftes "Grüße von der herrlichen Pegnitzstadt..."
Zu beziehen ist das Heft "Grüße von der herrlichen Pegnitzstadt..." zum Preis von 5,00 € über das Stadtarchiv Pegnitz (Tel.: 09241-723-26 oder Mail: andreas.bayerlein@stadt-pegnitz.de).
Zwei sehr schöne Beispiele aus dem Heft sehen Sie hier.
Postkarte von 1901 - mit Ansicht des Pegnitzer Marktplatzes
Postkarte, um 1900 - Blick auf die Stadt Pegnitz, links ein Postreiter in Uniform
