Dem Pfarrer von Kirchensittenbach geht es nicht gut: seine Zunge ist gelähmt, er schmeckt nichts und die Medikamente helfen nicht. Was sich leider ganz aktuell anhört, stammt aus einem Buch des 18. Jahrhunderts.
"Die Geschichte der Dinge" so soll eine neue Reihe heißen, in der das Stadtarchiv in unregelmäßiger Folge interessante Neuzugänge und ihre Hintergründe vorstellt.
Den Anfang macht ein spätbarockes Buch, das uns im September 2021 von Inga Kößler überlassen wurde: Zusammen mit einem fränkischen Barockschrank wurde der Foliant bis nach Baden-Württemberg weiter vererbt. Buch und Schrank waren in der Familie stets hochgeschätzt. Beides stammt aus dem Besitz des Christian Maisor (* 1841), der als Kantor in Velden wirkte und beim Bau der Eisenbahnstrecke durch das Pegnitztal mitgewirkt hatte. Sein Stiefsohn und sein Enkel Georg und Otto Müller wirkten als Lehrer und Kantor an der Hersbrucker Stadtkirche.
Das Buch des Offenhausener Pfarrers Andreas Würfel mit Kupferstichen der Kirchen im Nürnberger Land und den damaligen Landpflegämtern Nürnbergs von 1759 enthält die Lebensbeschreibungen der Geistlichen der Nürnberger Landschaft und berichtet von den verheerenden Kriegsgräueln des Dreißigjährigen Krieges:
So floh der Kirchensittenbacher Pfarrer Johann Georg Treu 1631 mit seiner hochschwangeren Frau vor der kaiserlichen Armee in den Wald. Sie wurden getrennt und seine Frau wurde 10 Tage später tot aufgefunden. Ihm blieb nichts als seine zwei Kleinkinder, die er aufgrund der Kriegsnot nicht ernähren konnte. Der Diakon von Velden konnte sich nur vor den marodierenden Kroaten retten indem er sich halbtot 10 Stunden lang in einem Haufen von Getöteten verbarg.

Nun ist der Band in seine Heimat zurückgekehrt und die Spuren seiner annährend 300jährigen Geschichte werden sachgerecht konserviert.

Verzeichnis und Lebensbeschreibung der Herren Geistlichen in den Städtlein als auf denen Dorfpfarren Nürnbergischen Gebiets, Nürnberg 1759.

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