Erste gedruckte Stadtchronik Schwabachs vor 275 Jahren veröffentlicht

Titelseite der "Falckensteinschronik" Schwabachs von 1740

Titelseite der "Falckensteinschronik" Schwabachs von 1740

1740 erschien erstmals eine gedruckte Schwabacher Stadtchronik. Autor war der Historiker Johann Heinrich von Falckenstein. Er hatte ab 1718 als Hofrat und Hofkavalier ab 1718 in hochstiftisch Eichstättischen Diensten gestanden, wo er nach jahrelangen Archivforschungen einen „Entwurf zur Eichstätter Geschichte“ vorlegte. Diese Arbeit stieß allerdings bei Bischof und Domkapitel auf Desinteresse. 1730 wechselte Falckenstein in die Dienste der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und ließ sich in Schwabach nieder, wo er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod blieb.

 

Hier entwickelte er eine umfangreiche Forschungs- und publizistische Tätigkeit. Dabei entstanden u. a. eine dreibändige Geschichte des Hochstifts Eichstätt, eine geographische Beschreibung der Stadt Nürnberg, seine „Antiquitates Sudgavienses ...“, die „Antiquitates et meorabilia Nordgaviae veteris … aufgesucht im Burggraftentum Nürnberg“, später um zahlreiche „Nachlesen“ ergänzt, oder die „Vollständigen Geschichte der alten, mittleren und neuern Zeiten des Herzogtums und ehemaligen Königreichs Bayern“, die erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden. 1731 wurde er aufgrund seiner Forschungen auf seinen Antrag hin von der Königlich-Preußische Societät der Wissenschaften als Mitglied aufgenommen.

 

Falckensteins CHRONION SVABACENSE von 1740 (Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek unter http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11211583-7) ist allerdings nicht die erste geschichtliche Gesamtdarstellung von Schwabach. Schon gut 100 Jahre zuvor, 1524, hatte der Dekan Jacob Renner zum 100jährigen Reformationsjubiläum Schwabachs eine Predigt über die Geschichte der Stadt gehalten. Sie ist in einer 35 Seiten umfassenden Abschrift von 1732 überliefert (Stadtarchiv Schwabach IV.956), wurde von Falckenstein aber scheinbar nicht als Grundlage benutzt.

 

Die Chronik von 1740 mit 110 Textseiten erfuhr 1756 eine wesentliche Erweiterung unter nennenswerter Mitwirkung des damaligen Stadtschreiber-Sekretärs Johann Georg Maurer. Diese zweite Auflage ist besonders wertvoll, da für sie noch auf Unterlagen zurückgegriffen werden konnte, die heute nicht mehr erhalten sind (Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek unter http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10000808-3). Der Schwabacher Verleger Josef Gottlieb Mizler führte zumindest die Aufzählung wichtiger Ereignisse fort und gab 1826 einen Nachtrag zu der Chronik heraus (Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek unter http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10376662-1).

 

Johann Wolfgang Petzoldt, Stadtschreiber in Schwabach, wurde 1850 aus städtischen Diensten entlassen, weil es bei einer der von ihm geführten Kassen zu Unregelmäßigkeiten gekommen war. Quasi als eine Art Wiedergutmachung verfasste er in den folgenden Jahren eine eigene Stadtchronik, die sich vor allem durch eine genaue Betrachtung der administrativen Verhältnisse Schwabachs auszeichnet (Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek unter http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10347259-7). Die letzte gedruckte Stadtchronik Schwabachs, 1950 veröffentlicht, stammt von dem Heimatschriftsteller Heinrich Krauß. Es handelt sich um einen zusammenfassenden historischen Überblick, unter weitgehender Aussparung der Zeitgeschichte.

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