Urkundlich erwähnt wird das Gregorifest in Pegnitz erstmals im Jahre 1677. Verantwortlich für den Namen des Festes ist Papst Gregor der Große. Damals fand es noch am 12. März, dem Namenstag des später heilig gesprochenen Gregor, statt. An diesem Tag zogen die Schulkinder mit ihrem Rektor von Haus zu Haus und sangen vor den Türen, wofür sie kleine Geschenke erhielten, die in der erwähnten Urkunde eigens als Einkünfte des Rektors aufgeführt sind.
Eine Rechnung aus dem Jahre 1732 beziffert den Verbrauch auf 58 Maß Bier - bei etwa 100 Schulkindern entfiel also auf jeden Schüler eine Halbe, was offensichtlich ausreichte, um bei manchen Kindern Wirkungen hervorzurufen, welche der Obrigkeit missfielen. So berichtet eine Ansbacher Chronik aus dem Jahr 1786: "Der Gregoritag ist ohnstreitig für die Schulkinder derjenige Tag, an welchem sie die größten Ungezogenheiten, im Angesicht und Begleitung ihres Lehrers ungestraft ausüben und ihre Gesundheit ruinieren dürfen, obwohl derselbe mit einem solennen Kirchgang unter Vorantritt des Schulmeisters begonnen wird. Allein, sobald die Kirche zu Ende ist, beginnt der Unfug!"
Am 8. Juni im Jahr 1728 soll sich folgendes zugetragen haben: Heiß war es, die Kinder spielten, wurden durstig und tranken und plötzlich gab's handfeste Räusche. Der Landesherr, der Markgraf in Bayreuth, erfuhr davon und war empört und verbot das Fest kurzerhand. Und in alten Rechnungen ist tatsächlich belegt, dass für "Kinder und Herren Schulbedienstete" Bier ausgeschenkt wurde, der Liter übrigens für sechs Pfennige. Immer schon führte ein Festzug mit Blasmusik und Kapellen auf den Berg. Die speziellen Gregorifahnen, ein riesiger Blumenkranz und Sträuße wurden mitgeführt. Zu Königs' Zeiten wurde der große Bogen aus Kornblumen abgeschafft, ein mächtiges "M", das aus Stanniolpapier gewickelt war und das für König Max stand, trugen die Buben. "L" stand für König Ludwig, und die Mädchen trugen das "M" für die Königsbraut Marie. Zuvor war es das "S", das für Sophie stand. Bratwurst, Brezen und Böller bestimmten den Ablauf, Böller künden um 6, 9 und 11 Uhr, dass Gregori stattfindet.
Das Fest war nicht unterzukriegen, denn schon damals hatte es eine jahrhundertealte Tradition. Sein Ursprung liegt im einstigen Sommertags-Ansingen, einem Brauch, der früher im ganzen fränkischen Siedlungsgebiet verbreitet war. Am Sonntag Lätare trugen die Kinder den als Tod symbolisierten Winter aus dem Ort , um dann mit bunt geschmückten Frühlingsstäben von Haus zu Haus zu ziehen, wo in Liedern und Versen die Ankunft des Sommers verkündet wurde. Die Blumenbögen der Mädchen an Gregori gehen auf diese Frühlingsstäbe zurück, genauso wie die weißen Hemden der Buben einst den Sieg des Lichts über die winterliche Dunkelheit ausdrücken sollten. Neben Pegnitz halten übrigens auch noch Creußen, Schnabelwaid, Kasendorf, Kulmbach und Thurnau den Brauch des Gregorifestes hoch.
Dieses ursprünglich heidnische Frühlingsfest wurde in den Klosterschulen schon früh zu einem kirchlichen Fest zu Ehren des heiligen Gregor, des Schutzpatrons der Schulkinder, umgewandelt. Die erste Nachricht darüber stammt schon aus dem Jahre 830. Als "festum stultorum", das heißt Narrenfest, vermischte es sich schnell mit dem ursprünglichen Sommertagsfest. Ein Knabe wurde zum Bischof gewählt, der die Kinderschar beim festlichen Umzug anführte. Nach dem Gottesdienst aber hatten auch die Klosterschüler Narrenfreiheit und machten davon genau so regen Gebrauch wie ihre Nachfahren.
1799 wird aus Creußen berichtet: "Das Gregorifest besteht darin, dass Knaben und Mädchen, schön geputzt mit ihren Lehrern von Haus zu Haus vor den Türen singen, und wenn dieser Akt zu Ende ist, auf einem großen Platz unter freiem Himmel tanzen." Um dieselbe Zeit scheint man auch in Pegnitz das Fest außerhalb der Stadt verlegt zu haben. Weil aber der März für Feste unter freiem Himmel zu kalt war, verschob man es auf die dritte Woche nach Pfingsten. Dafür feierte man jetzt zwei Tage. Der erste Tag war mit Kirchgang und Umsingen ausgefüllt, am folgenden Tag tobte sich die Jugend am Festplatz beim ehemaligen Burgtor aus.
Wegen der herrschenden Zugluft wurde das Fest um 1830 auf den heutigen, damals neu angelegten, Festplatz verlegt. 1853 hörte auch das Umsingen auf. Statt der einzelnen Bürger stiftete nun die Stadt den Kindern eine Gabe, nämlich die obligaten Bratwürste. Gleichzeitig beschränkte sie aber auch ihre Teilnahme auf einen Tag, den Dienstag. Am Mittwoch feierten die Erwachsenen mit Musik und Tanz ihr Bergfest.
Vielleicht ist es diesem Umstand zu danken, dass im Gegensatz zu vielen anderen Orten in Pegnitz das Gregorifest zu einem "sozialen Besitzstand" wurde, der von den Alten mit der gleichen Zähigkeit verteidigt wird wie von den Jungen und so gute Aussichten hat, auch das 21. Jahrhundert in ungebrochener Frische zu erleben.
(Quellen: Akt F IX. e/92/Nr. 1 - Stadtarchiv Pegnitz/weitere wichtige Informationen liefert der Presseartikel von Bärbl Völkl in der Verlagsbeilage des Nordbayerischen Kurier "650 Jahre Stadt Pegnitz" vom 22. Juni 2005, S. 10 und der Presseartikel der Nürnberger Nachrichten vom 10./11. Juni 1978)
Passend zum Thema ist im Pegnitzer Bürgerzentrum (Hauptstraße 73, 91257 Pegnitz) die Ausstellung "Feste feiern in Pegnitz!" zu sehen. Neben dem Gregorifest zeigt die Ausstellung u.a. auch den "Flinderer-Brauch" in Pegnitz und veranschaulicht die Heimatfeste 1950 und 1960 oder die Stadtjubiläen 1955 und 2005. Zu sehen ist dies alles noch bis zum 31. August 2017. Info auch unter andreas.bayerlein@stadt-pegnitz.de oder www.pegnitz.de
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