Stille Zeugin der Stadtspitze Nachlass von Christine Fischhaber

Die Tätigkeiten eines Oberbürgermeisters sind sehr weitläufig, nur ein kleiner Teil davon findet in der Öffentlichkeit statt. Neben Ansprachen, Ehrungen oder Eröffnungen besteht ein Großteil des Alltags aus internen Sitzungen und Verhandlungen. Dazu kommt auch die trockene Büroarbeit vor der selbst das Oberhaupt einer Stadt nicht verschont bleibt. Bei solch einer Fülle und Vielfältigkeit an Arbeit ist man dann doch froh eine rechte Hand zu haben, die einen entlastet.

Wer kennt sie nicht? Die netten Damen aus dem Vorzimmer. Stets unterstützen sie den Chef in seiner Arbeit, haben alles im Blick und sind immer freundlich. Wenn notwendig auch diskret und zuvorkommend. Denn obwohl die Schweigepflicht für viele Bereiche in der Stadtverwaltung gilt, so sind die unmittelbaren Informationen aus der Stadtspitze oft von besonderer Sensibilität.

Doch so nett sich diese Beschreibung auch anhören mag, darf man nicht außer Acht lassen, dass die Tätigkeit als Sekretärin hoher Amtspersonen viel Fleiß, Hingabe und Professionalität erfordert. Wie sehr dies zutrifft, durften wir in einem neu erschlossenen Nachlass feststellen:

Fotografie aus der Meldekarte Fischhabers

Fast 20 Jahre lang war Christine Fischhaber die rechte Hand des ehemaligen Oberbürgermeisters Hans Hocheder. Eine besondere Dienstzeit, in der Schwabach, wie andere Städte auch, nach dem 2. Weltkrieg besonderes zu leisten hatte. Der erwähnte Nachlass Fischhaber besteht hauptsächlich aus Diktaten von Hans Hocheder in der er seine Amtstätigkeit nachträglich festhält. Dieses Material besitzt somit hohen autobiografischen Wert. Die Erinnerungen an seine Amtszeit wurden nach seiner Pensionierung von Christine Fischhaber aufbewahrt. Schwerpunkt des Bestandes ist eine große Fotosammlung über Hocheders Diensttätigkeiten wie zum Beispiel Ehrungen, Einweihungen und Zusammenkünfte mit der US-Armee.

Christine Fischhaber wurde am 09.04.1925 als Tochter eines Schweinehändlers in Schwabach geboren. In der städtischen Handelsschule Nürnberg absolvierte sie ihren Abschluss als kaufmännische Angestellte. Wie viele ihrer Kolleginnen wurde auch sie während der NS-Zeit zum Dienst als Industriearbeiterin und Bürokraft im Wehrmeldeamt verpflichtet. Ihre hervorragenden Kenntnissen in Stenographie und Maschinenschreiben spielten dabei eine wichtige Rolle. Außerdem arbeitete sie als Aushilfe bei der Sparkasse.

Fischhaber gab 1951 ihre Anstellung bei der Sparkasse auf und bewarb sich auf die Stelle als Vorzimmerdame des Oberbürgermeisters. Am 16.01.1951 wurde sie vereidigt und trat in den Dienst der Stadtverwaltung. Nach der Abdankung Hocheders , im Mai 1970, wechselte Sie zur Krankenhausverwaltung und blieb dort bis zum Eintritt in ihre Rente (1987). Christine Fischhaber verstarb am 11. August 2000 in Schwabach. Sie hinterlässt keine Nachkommen.

Hans Hocheder mit Sekretärin Christine Fischhaber (XIII.ZB.016/037)

Oberbürgermeister Hans Hocheder, war seit 1919 SPD Mitglied und während des NS-Regimes zeitweise im KZ Dachau inhaftiert. Da er als unbelastet galt wurde er von der alliierten Militärregierung im April 1945 als Bürgermeister eingesetzt. Bei der ersten Stadtratssitzung 1946 wurde Hocheder auch hauptamtlich als 1. Bürgermeister gewählt. Kurz danach konnte Hocheder für Schwabach die Wiedererlangung der Kreisfreiheit durchsetzen, was ihm den Titel des Oberbürgermeisters einbrachte. Dieses Amt sollte ihm fast 25 Jahre lang keiner streitig machen. Während dieser langen Zeit als kommunales Stadtoberhaupt, wurde er von seiner Sekretärin Fischhaber gewissenhaft unterstützt. Hans Hocheder verstarb am 22. August 1979.

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