Am 11. Juli 1766, vor 250 Jahren, verstarb in Untersteinach bei Kronach in Oberfranken der dortige evangelische Pfarrer Johann Gottfried Biedermann. Bis heute bedeutsam ist Biedermann als Verfasser eines 1745-1752 erschienenen zehnbändigen genealogischen Werks über den fränkischen Adel, darunter ein Band über das Patriziat der Reichsstadt Nürnberg. Grund genug, seiner in einem Blogbeitrag aus den Stadtarchiven der Metropolregion Nürnberg zu gedenken.
Johann Gottfried war der Sohn des Sattlermeisters Johann Heinrich Biedermann und der Anna Margaretha, geb. Möschwitzer. Er kam am 19. August 1705 in Plauen im Vogtland zur Welt und heiratete am 6. Mai 1738 in Markt Einersheim die um 1722 geborene Tochter eines Kanzleirats Anna Maria Klein. Aus der Ehe gingen drei Söhne und vier Töchter hervor.
Von 1727 bis 1730 studierte Biedermann an der Universität Leipzig evangelische Theologie und führte anschließend ein unstetes Wanderleben, das ihn nach Mohorn bei Dresden, Augsburg, Regensburg, Wilhermsdorf und Markt Einersheim führte. Hoffnungen auf eine Anstellung zerschlugen sich, Mohorn musste Biedermann seiner Schulden wegen verlassen, und in Augsburg ließ er sich einen Betrug zuschulden kommen. In dieser Zeit trat Biedermann mit ersten Veröffentlichungen hervor („Der erste Ursprung des Portugiesischen Reichs von dem Grafen Heinrich und Theresia her“, „Couriöse Reiß-Beschreibung des Herrn Androphili“, „Außerordentliche Gespräche im Reiche der Toten“).
1736 wurde Biedermann als evangelischer Pfarrer in Bayreuth ordiniert und ging im gleichen Jahr als Pfarradjunkt nach Kitzingen, wo er 1739 vom zuständigen Patronatsherrn, dem Würzburger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1674-1746, Bischof seit 1729) jedoch wegen antikatholischer Äußerungen in seiner Publikation „Außerordentliche Gespräche im Reiche der Toten“ wieder entlassen wurde. Daraufhin zog er sich als Privatier im Juli 1739 nach Markt Einersheim zurück und übernahm erst 1742 in Aufseß in der Fränkischen Schweiz wieder eine Pfarrei. 1749 wechselte er auf die Pfarrstelle in Untersteinach bei Kronach, wo er am 11. Juli 1766 verstarb.
Biedermanns Verdienste liegen in seinen genealogischen Forschungen zum fränkischen Adel, die er als Tafeln in den Jahren 1745-1752 publizierte, begonnen mit der „Genealogie der Hohen Grafenhäuser im Fränckischen Cräyse. Erster Theil“ (Erlangen 1745) und beendet mit dem „Geschlechts-Register der löblichen Ritterschafft im Voigtlande“ (Kulmbach 1752). Das für Nürnberg wichtige „Geschlechtsregister des Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg“ wurde 1748 bei Dietzel in Bayreuth gedruckt und von Georg Ernst Waldau 1788 (Johann Gottfried Biedermanns P. P. Geschlechtsregister des hochadelichen Patriciats zu Nürnberg bis zum Jahre 1787 fortgesetzt, Nürnberg 1788) sowie von Christoph Friedrich Wilhelm Volckamer 1854 (Johann Gottfried Biedermann´s Geschlechtsregister des Patriciats der vormaligen Reichsstadt Nürnberg bis zum Jahre 1854 fortgesetzt. Nürnberg 1854) fortgeführt.
Die Nürnberger Patrizier prüften Biedermanns Ausführungen zum Nürnberger Patriziat kritisch. Im Stadtarchiv Nürnberg hat sich ein Akt erhalten, der diese Prüfungen belegt, die Auseinandersetzungen mancher Familien mit Johann Gottlieb Biedermann dokumentiert und dem Kompilator für seine Zusammenstellung eine Gratifikation von 30 Gulden gewährte.
Gottfried Stieber hat mit seinem Werk „Allgemeine Register über sämtliche Biedermannische genealogische Tabellen der Reichs-frey ohnmittelbaren Ritterschafft der sechs Orte Landes zu Franken. Altmühl, Baunach, Gebürg, Ottenwald, Rhön=Werra und Steigerwald, dann der Ritterschafft in Voigtland und des adelichen Patriciats in Nürnberg“ erschienen 1777 in Ansbach, die Arbeiten Biedermanns wissenschaftlich abgerundet.
Biedermann arbeitete auf der Höhe seiner Zeit, das heißt ohne weitergehende Quellenangaben und vor allem in der Zeit vor 1500 zum Teil auf der Grundlage chronistischer Überlieferung. Dass er für diese Zeit nicht unbedingt als Quellenbeleg heranzuziehen ist, ist inzwischen Allgemeingut historischer Forschung. Dennoch ist Bierderman für die Nürnberger Geschlechter – und nur da kann der Autor dieses Beitrags wissenschaftliche Aussagen treffen – unerlässlich, bietet er doch für das 16.-18. Jahrhundert eindeutige genealogische Zuordnungen und historische Informationen.