Ein neuer Trainer
Zum Saisonbeginn 1960/61 hatte der neue Trainer Herbert Widmayer den Club übernommen. Konsequent setzte er auf junge Talente und holte Spieler wie Stefan Reisch, Kurt Haseneder, Karl-Heinz Ferschl und Host Leupold. Widmayer gelang es, die vom 36-jährigen Senior Max Morlock angeführte Mannschaft zu einer Einheit zusammenzuschweißen. Mit neuartigen Trainingsmethoden, wie dem Intervalltraining, verpasste er seiner Elf eine hervorragende Kondition, die gemeinsam mit dem enormen Teamgeist und der spielerischen Qualität zu den Erfolgsfaktoren in der Oberliga-Saison 60/61 zählten.
Durchmarsch zur Südmeisterschaft

Spielplakat zum Heimspiel des 1. FCN gegen Bayern Hof (Stadtarchiv Nürnberg A 28 Nr. 1960_0013)
Das jüngste Team der Liga eroberte bereits am dritten Spieltag durch einen 8:0-Erfolg gegen Bayern Hof die Tabellenspitze. Erst am achten Spieltag setzte es gegen den VFB Stuttgart die erste Niederlage. Davon unbeirrt gewann der Club eine Woche später wieder 2:0 gegen den FSV Frankfurt, ehe am 30. Oktober 1960 der FC Bayern in München mit 3:0 geschlagen wurde. Die von der Presse als die „jungen Wilden“ bezeichneten Nürnberger spielten sich regelrecht in einen Rausch: Vom 14. bis zum 21. Spieltag kassierte Torwart Roland Wabra kein einziges Gegentor. Am Saisonende standen 96 erzielte Tore, nur 30 Gegentreffer und die hochverdiente Südmeisterschaft zu Buche. Einziger Schönheitsfehler war das frühe Ausscheiden im Süddeutschen Pokal in der dritten Runde gegen Außenseiter Pforzheim.
Ungeschlagen in der Endrunde
Den Schwung aus der Oberliga konnte der Club auch in die Testspiele gegen den Wiener SK und die Brasilianer vom FC Canto do Rio mitnehmen, die mit 4:1 und 2:0 gewonnen wurden. In der Gruppe II der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft standen schließlich Partien gegen Hertha BSC Berlin, den FC Köln und Werder Bremen auf dem Programm. Zum Auftakt gewannen nervöse Nürnberger in der Hauptstadt 2:0, ehe der 1. FC Köln mit fünf Nationalspielern in Nürnberg gastierte. In einem im wahrsten Sinne des Wortes nervenaufreibenden Spiel – bis zehn Minuten vor Spielende waren insgesamt sechs Zuschauer vor Aufregung in Ohnmacht gefallen – brachte Max Morlock den Club dreimal in Führung, doch den Kölnern gelang jedes Mal der Ausgleich. Gegen Werder Bremen drehte der FCN einen 2:1-Rückstand noch in einen 4:2-Auswärtssieg. Ungeschlagen blieben die Nürnberger auch in den Rückspielen, die 4:0 gegen Bremen, 2:1 gegen Köln und 3:3 gegen Hertha BSC endeten.
Endspiel gegen Borussia Dortmund

Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem 1. FCN und Borussia Dortmund im Niedersachsenstadion in Hannover (Stadtarchiv Nürnberg A 39/III Nr. A39-III-Fi-H-2217)
Im 50. Finale um die Deutsche Meisterschaft am 24. Juni 1961 musste der Club im Niedersachsenstadion in Hannover gegen Borussia Dortmund antreten. Die Borussia von Trainer Max Merkel trat mit zahlreichen Routiniers aus der Meistermannschaft von 1956 und 1957 wie Heinrich Kwiatkowski, Wilhelm Burgsmüller, Alfred Kelbassa oder Wolfgang Peters an und galt gegenüber der jungen Mannschaft des FCN als deutlicher Favorit.

Der Club im Endspiel gegen Borussia Dortmund (Stadtarchiv Nürnberg A 39/III Nr. A39-III-Fi-H-2227)
Vor 82.000 Zuschauern erwischte der Club einen Traumstart: Schon in der sechsten Minute brachte der 19-jährige Kurt Haseneder den FCN mit einem Flugkopfball nach Flanke von Josef Zenger in Führung. Beide stammten, wie insgesamt acht Spieler der Endspielmannschaft, aus der eigenen Jugendabteilung. Kurz vor der Pause erzielte Heiner Müller durch einen abgefälschten Ball von Heinz Strehl das 2:0. Aber die Borussia gab sich nicht so leicht geschlagen. Nach der Halbzeitpause erhöhten die Dortmunder den Druck und der FCN konnte sich glücklich schätzen, dass Schiedsrichter Gerhard Schulenburg einen Treffer der Dortmunder wegen Torwartbehinderung zurücknahm.
In der 67. Minute war es dann soweit: Mittelstürmer Heinz Strehl traf wunderschön zum 3:0 Endstand, den die Nürnberger souverän bis zum Abpfiff verteidigten.
Große Emotionen
Nach Abpfiff lagen sich die Club-Spieler in den Armen. Trainer Widmayer konnte den Erfolg kaum fassen und blieb zunächst sprachlos auf der Trainerbank sitzen. Torwartlegende Heiner Stuhlfauth bekundete glücklich: „Eure Meisterschaft wird mein Leben um zehn Jahre verlängern“.

Kapitän Max Morlock mit der Meisterschale, rechts Oberbürgermeister Andreas Urschlechter (Stadtarchiv Nürnberg A50-AS_495_F1_75)
In Nürnberg empfingen am nächsten Tag 200.000 Menschen die frisch gebackene Meistermannschaft. Der Hauptmarkt war bis zum Bersten gefüllt. Im Überschwang der Gefühle versprach der Nürnberger Oberbürgermeister spontan eine Vergrößerung des Nürnberger Stadions und der stellvertretende Ministerpräsident Rudolf Eberhard stellte klar, dass die bayerische Fußballhauptstadt nicht München, sondern Nürnberg heißt.

Grenzenloser Jubel in Nürnberg (Stadtarchiv Nürnberg A55-AS_495_F1_11)

Tausende Fans empfangen die Meistermannschaft am Hauptbahnhof (Stadtarchiv Nürnberg A55-AS_495_F1_15)
Vom Verein erhielten die Spieler 1000 Mark Meisterschaftsprämie und ein Goldstück, dazu von verschiedenen Firmen ein Fahrrad, einen Teppich, zwei Anzüge und von der Stadt Nürnberg einen Zinnteller. Mit dem Gewinn der achten Meisterschaft hatte der Club den FC Schalke 04 überholt und war nun wieder alleiniger deutscher Rekordmeister. Als Anführer der jungen Meistermannschaft und für seine herausragenden Leistungen in der Saison, der Endrunde und im Finale wurde Max Morlock anschließend zum Fußballer des Jahres gewählt.

Empfang für die Meistermannschaft im Hotel Carlton (Stadtarchiv Nürnberg A 40 Nr. A40-L-242-F2-19)