Die drei St. Bartholomäus-Kirchen in Pegnitz von 1533 bis heute

Die erste Bartholomäuskirche

Taufschüssel aus dem 16. Jahrhundert - im Besitz des Pfarrarchivs Pegnitz - ausgestellt im Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld

Spätgotischer Kelch aus dem Jahr 1541 - silber, vergoldet, hergestellt in Nürnberg - Stadtpfarrei Pegnitz

Die erste Kirche in der Neustadt wurde 1533 am Namenstag des Hl. Bartholomäus (24. August) geweiht. Bartholomäus wird in Lukas 6,14 als einer der 12 Apostel Jesu genannt. Nach der Überlieferung soll er in Indien, Mesopotamien und Armenien das Evangelium gepredigt haben. In Armenien fand er den Märtyrertod, wo  ihm die Haut bei lebendigem Leib abgezogen worden ist. Kaiser Otto III. ließ 983 seine Gebeine in das von ihm gestiftete Kloster S. Bartolomeo dell’ Isola auf der Tiberinsel bringen. In der Kunst wird er folgendermaßen dargestellt: in der Rechten ein Messer, seine Haut über dem Arm hängend, in der Linken hält er ein Buch. So ist es auch auf dem 1697 von dem Pottensteiner Bildhauer und Maler Bernhard Häußler geschaffenen Altar wiedergegeben, der für den zweiten Neubau der Bartholomäuskirche bestimmt war.

Kirchenpatron Bartholomäus - Altarschnitzerei um 1696, aus der Werkstatt Conrad Schleunig aus Aalfeld in Hessen - Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus

Die erste Bartholomäuskirche muss ein sehr bescheidenes Gotteshaus gewesen sein. Sie war nur 44 Schuh (=13,36 m) breit und 60 Schuh (=18,22 m) lang. Sie war vor allem sehr düster, weil eine von außen zum Dachboden führende Stiege das Eindringen des Lichtes verhinderte. Eine großzügige Spendensammlung ermöglichte 1628 den Einbau weiterer Fenster, um die Lichtverhältnisse im Innern des Gotteshauses zu verbessern. Aber schon 150 Jahre nach ihrer Erbauung sollte die Kirche den gottesdienstlichen Bedürfnissen nicht mehr genügen und wurde 1686 abgetragen.

Die zweite Bartholomäuskirche

Die erste Bartholomäuskirche wurde zwar im Dreißigjährigen Krieg vor der Zerstörung bewahrt, sie zeigte aber gegen Ende des 17. Jahrhunderts erhebliche Bauschäden; auch genügte der enge Kirchenraum der wachsenden Gemeinde nicht mehr. Nach der Baubesichtigung durch den Bayreuther Hofbaumeister Elias Gedeler (1684) und der Fertigstellung der Pläne durch den Hofmaurermeister Paul Feulner, dem im Januar 1687 auch die Bauausführung übertragen worden ist, konnte mit dem Abbruch der alten Kirche am 2. September 1686 begonnen werden. Der Neubau war im Februar 1690 bis auf den Verputz und die Turmdächer fertig. Die mächtige welsche Haube des Turms errichtete der Zimmermeister Tobias Friedelmüller aus Creußen.

Blick über den Pegnitzer Marktplatz auf die 2. Bartholomäuskirche - erbaut von 1686 bis 1695, Abbruch 1898 - Foto: Stadtarchiv Pegnitz

2. Bartholomäuskirche (geostet) - Bleistiftzeichnung von 1864 - Pfarrarchiv Pegnitz

Der in den Jahren 1696/97 errichtete Altar ist ein Werk des Bildhauers Conrad Schleunig aus Alsfeld in Hessen, der in der Werkstatt des Bildhauers Bernhard Häußler in Pottenstein arbeitete. Der Altar versinnbildlicht in vertikaler Anordnung die wichtigsten Heilstatsachen aus dem Leben Jesu: In der rundbogigen Mittelnische mit perspektivischem, kassettenförmigem Tonnengewölbe die geschnitzte Darstellung des Abendmahls (darüber die von zwei Engeln gehaltene Kartusche mit dem Wappen des Bayreuther Markgrafen Christian Ernst), in der Predellennische darunter die Anbetung der Hirten. Die seitlichen Säulenpaare sind gewunden und mit Weinlaub umrankt. Die Mittelnische wird umrahmt von den Figuren des Hl. Bartholomäus (links) und des Apostels Paulus. Im Auszug des Altars ist die Kreuzigung Jesu dargestellt, in einem Rundrelief die Grablegung Jesu und als Abschluss der auferstandene Christus.

Familienwappen von Pfarrer Johann Theodor Liedvogel am Haus Hauptstraße 70 in Pegnitz - 1702 ließ er dort sein Wohnhaus errichten - Foto: Stadtarchiv Pegnitz

Die Inschrift auf der Altarrückwand lautet: „In dem Jahr Ano 1697 ist erbauet worden dieser altar da der M. Johan Theodorus Liedtvogel Pfarrer hieselbst war“. Die Kanzel mit polygonalem Korb wurde um 1700 gefertigt. Aufgrund gleicher Stilelemente wie der Altar der Kirche wird sie der Werkstatt Bernhard Häußlers zugeschrieben. Die Kanzel ruht auf der Schnitzfigur des Mose (mit den Gesetztafeln), der Schalldeckel ist mit einer Volutenkrone geziert, darüber Christus mit der Weltkugel.

Die dritte Bartholomäuskirche

Schon in den 80er Jahren des 19 Jahrhunderts traten immer wieder Schäden am Kirchengebäude auf. Die Emporen mussten wegen Einsturzgefahr zeitweilig geschlossen werden. Der Turm zeigte tiefe Risse.

Abbruch der 2. Bartholomäuskirche ab August 1898 - Foto: Stadtarchiv Pegnitz

Die 3. Bartholomäuskirche kurz vor der Fertigstellung im Herbst 1900 - Foto: Pfarrarchiv Pegnitz

Eine große Kirche sollte es werden, mit 1270 Sitzplätzen und geräumiger Sakristei. Dekan Johann Friedrich Langheinrich und seine Mitarbeiter und Helfer waren nun viele Jahre mit dem Bau befasst. Die Gemeinde kaufte drei Häuser, die westlich und südlich der alten Kirche standen, damit, nach Abbruch dieser Gebäude, ein größerer Platz für den Neubau zur Verfügung stand. 1898 wurde nach dem Kirchweihfest mit dem Abbruch des alten Kirchengebäudes begonnen. Im folgenden Jahr war die Grundsteinlegung, und schon am 20. Dezember 1900 konnte der Neubau durch Konsistorialrat Degel feierlich eingeweiht werden. Altar und Kanzel wurden aus der alten Kirche übernommen. Für eine neue Orgel, von Johann Strebel gebaut, kam der Staat auf.

Einweihung der 3. Bartholomäuskirche am 20. Dezember 1900 - Dekan Langheinrich schließt das erste Mal die Kirchenpforte auf - Foto: Pfarrarchiv Pegnitz

Ausgeschmückt wurde die Kirche 1904 mit den Deckengemälden, 1920 mit der Gedenktafel für die Gefallenen des Weltkrieges, 1938 mit sechs Glasfenstern, 1955 mit dem großen Kruzifixus und der Gedenktafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Von den Glocken mussten im Ersten Weltkrieg zwei abgegeben werden. 1929 wurden mit Spenden der Gemeinde drei neue Glocken gekauft. Auch diese wurden im Zweiten Weltkrieg wieder beschlagnahmt.

Programm (und zugleich Einladung) zu der 'Feier der Einweihung der neuen evangelischen Pfarrkirche zu Pegnitz am Donnerstag, den 20. Dezember 1900' - Stadtarchiv Pegnitz

Als Tag der Weihe der neuen Kirche wurde Donnerstag, der  20. Dezember 1900, bestimmt. Im Amts- und Anzeigenblatt des Bezirksamts Pegnitz berichtet der damalige Pfarrer von Schnabelwaid Dr. Zagel über die Feierlichkeiten des Kirchweihfesttages: „Mit dem Tag der Weihe endet für die Geistlichen und für die Gemeinde ein schmerzlich empfundener und oft beklagter Notstand. Der Einweihungstag bildet einen denkwürdigen Markstein in der Geschichte der Stadt Pegnitz."

Nachdem der Festzug am geschmückten Hauptportal angelangt war, traten die Geistlichen zur Rechten und Linken der Aufgangstreppe. Die Musik intonierte die Melodie: „Thut mir auf die schöne Pforte etc.“, in welche die Anwesenden begeistert und kräftig einstimmten. Herr Konsistorialrats Degel überreichte die Schlüssel mit dem Psalm- und Adventswort: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ dem Ortsgeistlichen, Herrn Dekan Langheinrich, worauf dieser nach einer kurzen Ansprache die Tore aufschloss. Die geräumige Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es wird nicht zu hoch gegriffen sein, wenn man die Zahl der Gottesdienstbesucher auf 2000 schätzt.

Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus in Pegnitz in der Gegenwart - Foto: Pfarrarchiv Pegnitz

Quellennachweis:

  • Bauer, Heinrich, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks, Pegnitz 1938 (2. Auflage)
  • Brehm, Heinrich, Festschrift zum 75jährigen Jubiläum der evang.-luth. Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus  in Pegnitz, Pegnitz 1975
  • Dippe, Rudolf, Pegnitz 650 Jahre Stadt, 1355-2005, Sonderbeilage zum Stadtjubiläum in den Nordbayerischen Nachrichten, Pegnitz 2005
  • Wolf, Gerhard Philipp und Tausendpfund, Walter, Pegnitz - Veldensteiner Forst - Geschichtliche Streifzüge, Erlangen 1986

 

Die Pegnitzer Bartholomäuskirche ist auch zweimal im "Historischen Pegnitz-Kalender 2018" vertreten. Sie ziert die Kalenderblätter der Monate Juni und September.

Werbeplakat Historischer Pegnitz-Kalender 2018

Erhältlich im Stadtarchiv Pegnitz unter der Tel.Nr. 09241-723-26 oder per Mail andreas.bayerlein@stadt-pegnitz.de

 

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