Zwei ganz besondere Schätze erhielt das Archiv vergangene Woche von einer Nachfahrin der Familie des Kunstmühlbesitzer-Ehepaars Ernst und Elisabeth Arnold, die im frühen 20. Jahrhunderts bedeutend zum gesellschaftlichen Leben in Lauf beitrugen. Dabei handelt es sich um zwei Laufer Faschingszeitungen der Zeit um 1900.
Eines der beiden "Laufer Narrenblätter" zeigt eine verkürzte Darstellung der Laufer Innenstadt zwischen den beiden Stadttoren mit dem Gebäude der Stadtapotheke in de Mitte. Gezeigt wird ein Spottbild auf die "feine Gesellschaft" der Stadt. Vor der Stadtapotheke, auf dem heute verschwundenen Kriegerdenkmal ist in Anklang an den Nürnberger "Gänsemännchen-Brunnen" ein Laufer "Gänsemännchen" zu erkennen. Den Wandel der Mode von Korsett und Krinoline hin zur ungeschnürten, freien Reformmode zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt der Aufzug der Damengruppe an der rechten Seite. Der Text des begleitenden Spottgedichts bezieht sich höchst wahrscheinlich auf die damals aktuelle Gründung des neuen Laufer "Vergnügungsclubs", dessen Vereinszweck uns auch heute noch recht trivial erscheint:
Der Fastnachtszug der haute volée
S ist wohl eine alte Sache
Mit dem Ding an Carneval,
daß man sich vergnüglich mache
und manch einer auch zuviel.
Auch in unsrem guten Städtel,
ist´s ja immer so gewesen;
jeder Bursch und jedes Mädel,
könnt´s ja in der Zeitung lesen,
kann da tanzen jeden Tag.
Im Pfeifenklub, im Schmarrerverein,
wo man nur grad hingehen mag,
überall gut und lustig sein.
Nur ein paar warn ausgeschlossen
Von dem bunten Maskentreiben,
voller Langweil u. verdrossen
mussten sie zuhause bleiben.
Dieses war die haute volée
Und es fauchte manches Frauchen,
„Wie ich jetzt die Ehe seh!“
Zu nichts kann man die Männer brauchen.
Bin ich deshalb mit dem Gatten
Hoch geschritten zum Altare,
daß ich jetzt in Lauf begrabe
meine schönen Jugendjahre!“
Und gerührt durch Frauenthränen
ward schnell ein Verein gegründet,
in dem all Vergnügungssuchen
heitere Erfüllung findet.