Familienforschung leicht gemacht - Digitale Inhalte aus Amberg online

Ahnen- oder auch Familienforscher waren bislang stets aufgerufen, persönlich das Stadtarchiv Amberg aufzusuchen, einen Antrag auf Archivbenutzung einzureichen und danach geduldig auf die Ergebnisse der archivischen Recherchen zu warten.

Dies kann man sich von nun an in vielen Fällen sparen: Mithilfe des „DigitalReadingRoom“ ist es ab sofort möglich, sich diese und weitere Informationen direkt auf den heimischen Rechner und sogar auf mobile Endgeräte zu holen – natürlich nur, soweit die gesuchten Altvorderen in der Stadt Amberg ansässig waren und wenn man zur Nutzung dieses Services angemeldet ist.

Möglich gemacht hat diese Neuerung die Firma EA Digital GmbH in Weilmünster, ein Full-Service-Anbieter für die Digitalisierung von Bibliotheken, Archiven sowie weiterer Sammlungen mit umfangreichem Datenvolumen. Sie entwickelte den „DigitalReadingRoom“ mit dem Ziel, hochwertig digitalisierte Quellen in einer Datenbankstruktur zu verwalten und –nicht zuletzt – für externe Benutzer verfügbar zu machen.

Ein erster Blick in den ReadingRoom

Das Stadtarchiv Amberg hatte bereits ab dem Jahr 2003 als erstes Archiv im Freistaat Bayern zusammen mit der Genealogical Society of Utah (GSU) ein mehrjähriges Digitalisierungsprojekt realisiert. Fotograf Alma Mollemans verfilmte im Auftrag der GSU umfangreiche Meldeunterlagen der Stadt Amberg vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
Hierzu gehörte unter anderem der Bestand der „Ansässigmachungs-, Bürgerrechts- und Verehelichungsakten“, der sich nicht nur aufgrund der relativen Überschaubarkeit und Geschlossenheit für eine Präsentation im „DigitalReadingRoom“ anbot. Auch rechtlich stellen die künftig online verfügbaren Daten kein Problem dar: Die entsprechenden Vorgaben des Datenschutzes können aufgrund des hohen Alters der Akten ohne weiteres eingehalten und diese so allen interessierten Personen zugänglich gemacht werden.

„Insgesamt 9.037 personenbezogene Akten wurden auf diese Weise erfasst. Damit liegen uns nun etwa 144.000 digitale Datensätze vor“, erläuterten Oberbürgermeister Michael Cerny und Stadtarchivdirektor Dr. Johannes Laschinger bei der Präsentation dieses neuen Angebots. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der EA Digital GmbH, Christopher Knabe, stellten die Vertreter der Stadt Amberg das Projekt der Öffentlichkeit vor, mit dem die Vilsstadt eine klare Vorreiterrolle übernommen hat. „Wir kommen nun als erste Kommune in ganz Deutschland in den Genuss, unsere Daten auf diesem Weg für jedermann bereitstellen zu können“, freut sich Dr. Laschinger.

Vorstellung des DRR, v. l. n. r.: Archivdirektor Dr. Johannes Laschinger, Jörg Fischer, Christopher Knabe, OB Michael Cerny

Damit dies möglich wurde, mussten jedoch zunächst einmal die genannten rund 144.000 Digitalisate für die Nutzung im „DigitalReadingRoom“ aufbereitet werden: Die Daten wurden mit Hilfe einer vom Stadtarchiv Amberg bereits angelegten MS-Access-Datenbank indexiert. So können User nunmehr gezielt nach Personennamen und/oder Ereignisdaten wie z. B. dem Termin einer Eheschließung suchen.

Von nun an steht diese umfangreiche Datensammlung weltweit zur Nutzung zur Verfügung. Durch ein besonderes technisches Verfahren ist der „DigitalReadingRoom“ in der Lage, einzelne Dateien mit einem Gesamtvolumen von z.B. 40 Megabyte praktisch ohne Ladezeit dem Nutzer zur Verfügung zu stellen. So macht die Recherche selbst auf mobilen Endgeräten Freude und das nervige Warten auf das Suchergebnis entfällt. Der Nutzer kann somit unmittelbar und stufenlos in das jeweilige Dokument hineinzoomen und dadurch kleinste Details ohne Verzögerung entdecken. Wenn ein Datensatz von Interesse gefunden worden ist, kann der registrierte Nutzer ein eigenes Verzeichnis seiner Suchergebnisse anlegen oder die entsprechenden Daten kostenpflichtig auf seinen persönlichen Computer zu Hause herunterladen.

Bezahlen wiederum muss auch der Ahnenforscher, der auf herkömmlichem Wege im Stadtarchiv recherchiert. Mit dem „DigitalReadingRoom“ erweitert das Stadtarchiv Amberg jetzt erneut sein Dienstleistungsangebot und erspart dem interessierten Genealogen die Anreise von weiter her und damit erhebliche Kosten. Des Weiteren profitiert der Besucher des „DigitalReadingRoom“ aber auch von der weltweiten und nicht von Öffnungszeiten abhängigen Verfügbarkeit des Dienstes.
Dieser ist über die URL http://wpd.digitalreadingroom.org bzw. über den direkten Login http://pre.digitalreadingroom.org/drr/login erreichbar.
Natürlich hat auch das Stadtarchiv seine Vorteile von dieser Neuerung: „Die wertvollen Originalarchivalien brauchen nicht mehr zur Hand genommen zu werden, sondern können sicher im Magazin verwahrt bleiben. Sie laufen auf diese Weise nicht länger Gefahr, durch den ständigen Gebrauch beschädigt oder zerstört zu werden“, betont Dr. Johannes Laschinger. Der Aufwand für die Restaurierung beschädigter Archivalien wird so in Zukunft deutlich reduziert werden können.

Nicht zuletzt demonstrieren die EA Digital GmbH und das Stadtarchiv Amberg mit diesem gemeinsamen Projekt, dass sich kommunale Archive auch im 21. Jahrhundert den neuen technischen Herausforderungen und den Bedürfnissen ihrer Benutzer erfolgreich stellen können.